Persönlichkeiten und Persönchen Argentiniens

Alfredo Sábats Ausstellung “Figuras y Figuritas” im Centro Cultural Recoleta

Von Vanessa Bersis

Alfredo11.jpgNur noch bis Sonntag einschließlich werden Werke von Alfredo Sábat unter dem Ausstellungstitel “Figuras y Figuritas” im Centro Cultural Recoleta gezeigt. Ein Besuch lohnt sich jedoch alle Mal. Ob in Zeitungen, Magazinen oder auf Plakaten, immer wieder begegnet man im argentinischen Alltag den satirischen Werken Alfredo Sábats. Er zählt längst zu den bedeutendsten zeitgenössischen Karikaturisten Argentiniens.

Das Zeichnen wurde ihm mehr oder weniger in die Wiege gelegt durch seinen Vater Hermenegildo Sábat. Ausgebaut hat er sein Talent durch ein Studium in Grafik/Design. Seine Karikaturen erscheinen in den großen Tageszeitungen La Nación und Clarín, in den Zeitschriften Playboy, Caras y Caretas, Barcelona und zahlreichen anderen Medien weltweit. Neben seiner Arbeit als Karikaturist ist Sábat auch als Maler und Plastiker tätig und lässt sich gerne auf künstlerische Herausforderungen ein. So hat er auch zur Gestaltung der U-Bahn-Station “Inclán” der Linie H beigetragen, die er der Tangosängerin Azucena Maizani gewidmet hat. Seine Arbeit erstreckt sich jedoch über die Grenzen Argentiniens hinaus und hat ihm bereits mehrere Preise eingebracht, wie den World Press Cartoon oder den Ranan Louri Political Cartoon Preis.

In der kleinen und überschaubaren Ausstellung liegt der Schwerpunkt auf Persönlichkeiten und Persönchen, welche die argentinische Kunst, Kultur, aber vor allem die politische Landschaft prägen und prägten, ohne jedoch andere Weltpersönlichkeiten außer Acht zu lassen. So begegnet man Sandro, der als eine Art Elvis dargestellt wird, neben Mick Jagger, der als Teufel mit Königskrone gezeigt wird. Bei Bono hingegen wird lediglich die Brille karikiert, die überdimensional sein Gesicht verdeckt.

Der nachdenkliche Victor Hugo wundert sich wahrscheinlich über den Werdegang der Menschheit, während Evo Morales treu seinen Traditionen folgt und noch lang nicht den Glauben an diese verloren hat. Hugo Chávez, in Gestalt von Dagobert Duck mit Zylinderhut und erhabener roter Robe. steht dem erwartungsvollen Entenklan alias Néstor Kirchner und seiner Gattin Cristina Fernández de Kirchner gegenüber. Bischof Richard Williamson trägt Adolf Hitler auf dem Schoß und sitzt neben Papst Benedikt XVI.

Das größte Bild, auf Leinwand gemalt, zeigt Präsidentin Cristina Kirchner am Tag ihrer Amtseinführung mit der Präsidentenschärpe in den argentinischen Farben und einem goldenen Stab in der Hand, während ihr Mann ihren Schatten darstellt. Luis d´Elía starrt verschwitzt auf einen riesigen Teller, auf dem nur noch ein winziges Stück Kuchen übrig ist. Martín Redrado balanciert in seinem Nadelstreifenanzug auf aufgestapelten Talern, während Armando Cavalieri, Hugo Moyano, Oscar Lescano und Gerardo Martínez nackt kämpfen. Ein Bild weiter grillen Néstor und Cristina Kirchner unbeschwert auf der Kuppel des Kongressgebäudes.

Donald Rumsfeld wird als US-amerikanischer Supermann und Übermensch dargestellt, neben José Pampuro, der als kleiner dicker Indianer abgebildet ist. Man begegnet in Folge Néstor und Cristina, die links und rechts von Julio Cleto Cobos stehen und ihn wie ein kleines Kind an der Hand halten. In einem anderen Bild reiten Ricardo López Murphy, Elisa Carrió und Roberto Lavagna zu dritt auf hohem Ross.

Carlos Alberto Reutemann befindet sich auf dem Weg der Selbstfindung in Mönchs-Outfit und Yogasitz. Carlos “Chacho” Álvarez wird als der Denker von Rodin dargestellt. Man ertappt Eduardo Duhalde, der sich mit ausgezogenen Schuhen versucht davonzuschleichen. Susana Giménez hängt wieder mal an der Strippe, während Antonio Erman González als Kellner mit einem Pizzastück abgebildet ist. Carlos Saúl Menem versinkt als Pharaokopf in der Wüste. Und so geht es dahin … die Bilder sprechen einfach für sich und lassen viel Platz für Sarkasmus, Ironie, Witz und spitzfindigen Humor.

  • Alfredo Sábat, „Figuras y Figuritas: Dos décadas de dibujos e ilustraciones“. Centro Cultural Recoleta, „Espacio Historieta“, Junín 1930. Mo-Fr 14-21, Sa, So und feiertags 10-21 Uhr. 7.4.-2.5.

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