Antik-moderne Puppenstube (1995)

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Adriana Cerviño stellt Keramik-Objekte bei Atica aus

Von Susanne Franz

Die letzte Ausstellung in diesem Jahr, bevor die Galerie Atica für den Sommer ihre Pforten schließt, eröffnete am Montag, ist bis zum 6.1.1996 zu sehen und präsentiert eine sehr ungewöhnliche Künstlerin mit originellen Werken: Adriana Cerviño mit ihren Keramik-Objekten, d.h. Keramik-Puppen, die an antike Porzellanpuppen erinnern, und die die Künstlerin in einen Zusammenhang stellt, indem sie sie auf bemalte Holzsockel stellt, in eine Kiste integriert, von einem Seil herabhängen lässt, sie von einem Kasten “lebensmüde” in den Abgrund stürzen lässt, etc.

Cerviños etwa 30 cm hohe Figuren wirken überraschend lebensecht, ihre Bewegungen sind in einem exakten Moment eingefangen und eingefroren in ausdrucksstarken Gesten. Besonders beeindruckend sind die Gesichter, die, asymmetrisch, in völligem Gegensatz stehen zu den schönen schrecklichen Puppengesichtern alter Zeiten, die man sich in Puppenstuben von Königshäusern ebensogut wie in einem Horrorfilm vorstellen kann. Überraschung auf dem Gesicht des “Straßenmädchens”, Erlösung in den Zügen des von der Brücke Springenden, Zufriedenheit bei einem schlafenden Paar, Ergebenheit beim “Gestraften”: hier beweist Adriana Cerviño vielleicht ihre größte Ausdruckskraft.

Ein Gang durch die Galerie lohnt sich: Überraschendes, Ungewohntes, Ästhetisch-Erschreckendes findet sich vereint im Werk einer Künstlerin, die sich nicht von Trends beeinflussen lässt und ihren eigenen Weg geht.

Bis zum 6.1. in der Galerie Atica, Libertad 1240, P.B.

Erschienen im “Argentinischen Tageblatt” im Dezember 1995.

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