Klar strukturierte Nostalgie (1995)

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Anahí Roitman stellt in der Galerie Suipacha aus

Von Susanne Franz

Am 10. Oktober eröffnete in der Galerie Suipacha eine Ausstellung der talentierten Künstlerin Anahí Roitman, die in der Bundeshauptstadt geboren wurde, aber in Córdoba lebt. 20 Gemälde zeigen repräsentativ die immense Produktion der Künstlerin von über 55 Bildern in den letzten zwei Jahren, in denen sie sich mit dem Thema der Bibliothek, des Buches befasst.

Anahí Roitmans Anspruch ist es, mit diesem Thema etwas Verloren-Gehendes einzufangen, bis zur Obsessivität festzuhalten, als wäre es jetzt bereits eine vom Aussterben bedrohte Spezies. Elektronische Bücher, CD-ROMs ersetzen ja immer mehr das Buch; für das “alte” Leseverhalten gibt es in der heutigen technisierten computerisierten Welt, in der Zeit Geld ist, keine Muße mehr.

In Roitmans Bildern steckt eine Sehnsucht nach “alten Tagen”, nach einem Abend vor dem Kaminfeuer mit einem guten Buch, nach Ruhe und Allein-mit-sich-Sein, ohne einsam zu sein, denn das Buch ist Begleiter und Dialogpartner mit unserer inneren Welt.

Im Kontrast zu dieser Nostalgie steht der strenge Bildaufbau der Malerin, die ihre Herkunft aus der Architektur nieht verheimlichen kann. Die Architektin Roitman widmet sich heute ausschließlich der Malerei, aber ihre Fähigkeit des räumlichen Sehens und ihr Wissen um die Strukturierung des Raumes machen es ihr leichter, ihre Botschaft zu vermitteln – und für den Betrachter entsteht die angenehme Illusion, dass Roitmans Bücherregale, die leicht chaotisch scheinen, durch die perfekte Harmonie der Bildbestandteile Ruhe und Behaglichkeit einer “Un-Ordnung” vermitteln.

Anzumerken ist noch, dass neben den Gemälden auf Leinwand Bilder auf Paletten ausgestellt sind, die einen ganz speziellen Reiz haben, da die Palette durch ihre Abnutzung, die vielen Schichten Farbe, die auf ihr gemischt wurden, eine besondere Textur erhält, welche sehr gut zu Roitmans Thema passt. In einem Fall stellt sie einen Kasten als Objekt aus, es wäre schön, noch mehr davon zu sehen!

Die empfehlenswerte Ausstellung der Künstlerin kann man noch bis zum 28.10. besuchen; in der Galerie Suipacha, Suipacha 1248.

Erschienen im “Argentinischen Tageblatt” im Oktober 1995.

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