Unsichtbares sichtbar gemacht (2001)

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Patricia Hakims “anti-materielle Kunst” im ICI

Von Susanne Franz

Für alles, was uns umgibt, haben wir einen Namen, das gibt uns Sicherheit. Die Welt scheint aus erklärbaren Phänomenen zu bestehen. Philosophen haben darüber nachgedacht, ob die Welt objektiv um uns herum existiert, oder ob sie erst dadurch entsteht, dass wir sie sehen. Die Paradebeispiele aus der Welt der “konkreten Objekte”‘, einen Tisch und einen Stuhl, “entkleidet” Patricia Hakim in ihrer Ausstellung im Iberoamerikanischen Kulturinstitut (ICI) nun sozusagen und beraubt sie ihrer Substanz. Existenzielle Fragen von Sein oder Nicht-Sein werden aufgeworfen und gleichzeitig mit subtilem Humor ihrer Bedrohlichkeit entzogen.

Wie macht jemand Kunst aus “Nichts”? Patricia Hakim arbeitet mit sogenannten “Blisters”, Plastik-Hüllen um Dinge herum oder genauer die “Gussformen” für diese Plastik-Hüllen. Die Bildhauerin und konzeptuelle Künstlerin hat bereits vor einigen Jahren in einer Ausstellung im Centro Cultural Borges mit Blisters experimentiert und anhand von Plastikflaschen und anderen Gegenständen eine kritische Gesellschaftssatire entworfen. In ihrer jetzigen Ausstellung zeigt sie eine weitere. radikalere Stufe ihrer Arbeit.

Tisch und Stuhl, ihrer Stabilität beraubt, tanzen absurd im Raum, Schatten ihrer selbst. Ein durchsichtiges Nachtschränkchen, darin eine “versteckte” Plastikpistole. “Seguridad”, Sicherheit, heißt dieses für Hakims Arbeit paradigmatische Objekt. Eine so gut wie unsichtbare Treppe mit Fußabdrücken, schwerelose Spuren einer Nicht-Existenz. Durchsichtige Hände hangeln sich eine Nicht-Leiter hoch. Eine Spirale, ein Haken, eine Maske: Röntgenaufnahmen einer fragilen Realität. Patricia Hakim macht das Unsichtbare sichtbar – und das Unsagbare steht plötzlich im Raum, schutzlos, zerbrechlich und schön.

Erschienen im “Argntinischen Tageblatt” am 06.10.2001.

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