“Eine Tür in die Zukunft”

Adrián Villar Rojas gestaltet Argentiniens Biennale-Pavillon in Venedig 2011

Von Susanne Franz

Mit Spannung war der Moment erwartet worden, in dem Argentinien den Kurator und den Künstler für den Auftritt des Landes auf der nächstjährigen 54. Kunstbiennale von Venedig (4. Juni bis 27. September 2011) bekanntgeben würde. Am Donnerstag war es soweit: Im Rahmen einer Pressekonferenz im Außenministerium verkündete Gloria Bender, Leiterin des Sekretariats für Kulturelle Angelegenheiten des Außenministeriums im Rang einer Botschafterin, als Kurator sei Rodrigo Alonso bestimmt worden, und gemeinsam habe man als den Künstler, der Argentinien auf der Biennale repräsentieren wird, den 30-jährigen Adrián Villar Rojas aus Rosario auserwählt.

Sowohl für Alonso als auch für Villar Rojas gab es spontanen herzlichen Applaus von seiten der zahlreich versammelten Vertreter der spezialisierten Presse, die sich auch im Anschluss nur positiv zu der Wahl der beiden äußerten.

Sehr zufrieden war man auch darüber, dass der argentinische Pavillon sich bei der kommenden Ausgabe der Biennale im “Arsenale”-Komplex, dem Zentrum der Biennale, befinden wird, während man in den Vorjahren mit Nebenschauplätzen vorlieb nehmen musste: Jorge Macchi hatte 2005 eine Installation in der Kapelle von San Filippo Neri geschaffen, Guillermo Kuitca bespielte 2007 das Ateneo Veneto, und Luis Felipe Noé schuf 2009 ein riesiges Wandgemälde im Ausstellungssaal der Buchhandlung Mondadori.

Die 54. Internationale Biennale von Venedig steht unter der künstlerischen Leitung von Bice (Beatrice) Curiger. Die 1948 geborene Schweizerin ist seit 1993 Kuratorin am Kunsthaus Zürich, einem der bedeutendsten Museen für moderne und zeitgenössische Kunst der Welt. Die Kunstexpertin ist Mitbegründerin und Chefredakteurin der Kunstzeitschrift “Parkett” (Zürich/New York) und Herausgeberin der Museumszeitschrift “Tate etc.” der Londoner Tate Gallery.

Als Motto für die Biennale wählte Curiger “ILLUMInations”. Neben den Aspekten “Licht”, “Erleuchtung” bzw. “Beleuchten” aktueller Entwicklungen in der zeitgenössischen Kunst will sie dem in den vergangenen Jahren auf internationalen Kunst-Events zunehmend verloren gegangenen Begriff der “Nation” wieder neues Gewicht verleihen.

Ministerialrat Sergio Baur vom Kultursekretariat des Außenministeriums hob diesen Aspekt auf der Pressekonferenz am Donnerstag besonders hervor: Argentinien habe auf der nächsten Biennale eine gute Chance, sich als Nation positiv darzustellen und in Dialog mit anderen zu treten.

250 Quadratmeter im Herzen der Biennale darf er gestalten – eine große Verantwortung für den jungen Künstler Adrián Villar Rojas, wie dieser in seiner kurzen Ansprache selbst sagte – aber auch eine Ehre: “Vielen Dank für Euer Vertrauen.”

Vollstes Vertrauen in ihn hat Rodrigo Alonso, angesehener Kunstexperte und Kurator, der gerade in Deutschland die Ausstellung “Relatos de resistencia y cambio” kuratiert hat, die drei Monate im Frankfurter Kunstverein zu sehen war und den Gastlandauftritt Argentiniens auf der Frankfurter Buchmesse begleitete.

Alonso betonte, Villar Rojas befinde sich an einem entscheidenden Punkt seiner künstlerischen Laufbahn, die zunehmend auch international Aufmerksamkeit auf sich ziehe. “Neben der unbestreitbaren Qualität seiner Arbeiten ist Adriáns Bilderwelt bereits fest im kollektiven Bewusstsein der Argentinier verankert”, lobte Alonso den Künstler. Mit dem Biennale-Auftritt solle aber nicht nur ein einzelner Künstler ins Zentrum rücken. “Es soll vielmehr eine Tür in die Zukunft aufgestoßen werden”, so Alonso. Villar Rojas’ Pavillon stehe beispielhaft für die Produktion der argentinischen Kunstszene, die in einen Dialog mit der internationalen Kunstgemeinschaft treten wolle.

Fotos von oben nach unten:

Adrián Villar Rojas im Banff Centre, Alberta, Kanada.
(Foto: Dana Danger)

AVR: “Mi familia muerta” (2009). Site specific-Skulptur für die II. “Bienal del Fin del Mundo”, Ushuaia. Ton, Holz, Steine, Glas, 5 x 3,5 x 28 m.
(Foto: Clara Barbero)

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