Ein Sommer voller Kultur

Reiches Angebot der Museen und Kulturzentren in Buenos Aires für Daheimgebliebene

Von Susanne Franz

Die Kultur macht diesen Sommer keine Pause. Um den Daheimgebliebenen oder Kurzurlaubern gerecht zu werden, bieten die meisten Museen und Kulturzentren der Stadt weiterhin ein reichhaltiges Programm. So wurden im schönen “Museo Casa de Yrurtia” in Belgrano (O’Higgins 2390, Di-Fr 13-19, Sa und So 15-19 Uhr) am vergangenen Sonntagabend gleich drei Ausstellungen eingeweiht. Im Durchgangssaal “XI” zwischen Eingangsbereich und Garten zeigt der renommierte argentinische Künstler Jorge Garnica seine “Serie Humus”. Die relativ kleinformatigen Zeichnungen mit bunter Kreide auf schwarzem Grund und “Wort”-Zeilen aus einem nur dem Künstler bekannten Alphabet überraschen alle Garnica-Fans, de seine bunten großformatigen Werke kennen. Er wollte mal “nicht immer nur Garnica sein” und raus aus seiner Haut, sagt er selbst bei der Eröffnungsfeier im verträumten Garten des Museums, und nennt seine faszinierenden neuen Bilder treffend “lateinamerikanische Poesien”.

Bevor man den Garten betritt, begegnet man der zweiten Ausstellung in der leeren Zisterne des Museums (stehende Gewässer in öffentlichen Gebäuden sind wegen der Dengue-Gefahr verboten) und dem drumherum liegenden Laubengang: Hier zeigt Pepe Cáceres Skulpturen aus Holz und Plastik, das er so geschickt bemalt und bearbeitet, dass es wie “echtes” Holz aussieht. Seine abstrakten Pflanzen ähnelnden “Skulpturengewächse” plant er nicht im Voraus: “Sie wachsen, während ich an ihnen arbeite, und geben mir auch vor, wann ich aufhören soll und sie vollendet sind”, beschreibt der Künstler seinen intuitiven Schaffensprozess.

Ganz hinten im Museumsgarten befindet sich der “Jardín de Esculturas”, in dem immer interessante Bildhauer ihre Werke zeigen: In diesem Sommer stellt hier der außerordentlich talentierte Juan Batalla aus. Batalla arbeitet mit abgenutzten Fahrradreifen, mit denen er Holz “umkleidet”. Seine höchst eigenwilligen Werke besitzen eine spannungsgeladene Aura, die einmal von der ursprünglichen Kraft der “darunterliegenden” Form ausgeht, die kaum gebändigt unter der Oberfläche zu brodeln scheint, und dem Geheimnis der sie bedeckenden äußeren Schicht aus ineinander verschlungenen Reifenbahnen, in denen das abgefahrene Profil sichtbar bleibt, und auch Kratzer und Staub und Schmutz der vielen vergangenen Fahrten. Gefesselt sein, vielleicht gefesselt sein wollen, oder doch ausbrechen, ein ständiger Kampf scheint sich hier abzuspielen und die “bewegungslose” Form lebendig zu machen.

Etwa zwei Monate will er die Ausstellungen im Museum belassen, sagt Museumsdirektor Osvaldo Mastromauro. Ein Besuch lohnt sich!

Sehr empfehlenswert für alle, die dieses Wochenende einen Kulturrundgang planen, ist ein Abstecher ins Centro Cultural Borges (Viamonte Ecke San Martín, Sa 10-21, So 12-21 Uhr): Hier sind nur noch bis zum 16. Januar einschließlich Werke aus der Sammlung Banco Nación zu sehen, die erstmals der Öffentlichkeit zugänglich sind, darunter exquisite Gemälde von Karl Kaufmann von um 1890 und viele sehr gute Werke fast aller großen Künstler der argentinischen Kunstgeschichte. Porträts der Museumsdirektoren und alte Stiche des Bankgebäudes sind in einem kleinen, feinen Nebenraum zu bewundern. Der Eintritt ist frei.

Auch nur noch dieses Wochenende kann man die wilde Schaffenskraft der vier herausragenden Künstler Jorge de la Vega, Ernesto Deira, Rómulo Maccio und Luis Felipe Noé im Museo Nacional de Bellas Artes (Av del Libertador 1473, Sa und So 9.30-20.30 Uhr) bewundern. Die Ausstellung “Nueva Figuración 1961-1965” ist ebenfalls gratis.

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