“Lehrmeister Amerikas”

Vor 200 Jahren wurde Domingo Faustino Sarmiento geboren

Von Marcus Christoph

Er gehört ohne Frage zu den großen Staatsmännern, die die Geschichte Argentiniens maßgeblich geprägt haben: Domingo Faustino Sarmiento. Am Montag, dem 14. Februar, jährte sich der Geburtstag des “großen Lehrmeisters Amerikas” zum 200. Mal. Mit Veranstaltungen in dessen Geburtsstadt San Juan, aber auch in Buenos Aires und anderen Städten im In- und Ausland (Chile, Uruguay, Paraguay) wurde des Politikers gedacht, der von 1868 bis ’74 die Geschicke der Nation als Präsident lenkte.

Mit dem Namen Sarmiento verbindet man bis heute vor allem die Einführung der allgemeinen Schulpflicht. Er selber hatte vieles seiner umfassenden Bildung als Autodidakt erworben. “Sarmiento und Bildung sind Synonyme”, brachte es Esteban Bullrich, der Bildungsminister von Buenos Aires, auf den Punkt. Wenn man über den Politiker auch diskutieren könne – als Erzieher gebühre Sarmiento der uneingeschränkte Respekt aller. Während dessen Amtszeit stieg die Zahl der Grundschüler von 30.000 auf 100.000. Die Bildung war für Kinder aller Klassen und kostenfrei. Außerdem sorgte der Politiker aus San Juan für die Einrichtung öffentlicher Bibliotheken.

Unbestritten ist, dass Sarmiento Marksteine zur Modernisierung des Landes setzte. Er ließ das Eisenbahnnetz ausbauen und führte die Telegrafie landesweit ein. Mit unterseeischen Kabeln wurde die Kommunikation mit Europa und den USA ermöglicht. Sarmiento förderte die Flussschifffahrt zur Stärkung der Binnenwirtschaft, und er gründete die erste argentinische Marine-Schule. Seine Wirtschaftspolitik war stark am Vorbild der USA orientiert. Andererseits unterstützte Sarmiento argentinische Besitzansprüche auf die Magellanstraße, die sich seit 1843 in chilenischer Hand befand.

Bedeutung erlangte Sarmiento auch als Schriftsteller. Sein Buch “Facundo: Zivilisation und Barbarei”, das 1845 herauskam, gilt als das identitätsstiftende literarische Werk zur Nationwerdung Argentiniens. Darin kommt auch das stark an Europa ausgerichtete Staatsverständnis des Politikers zum Ausdruck. Für die einheimische Landbevölkerung wie Gauchos oder indigene Völker hatte Sarmiento indes nur Verachtung übrig. Stattdessen setzte er auf Zuwanderer, vor allem aus Nordeuropa, die das Land entwickeln und zivilisieren sollten.

Sarmiento, der viele Jahre seines bewegten Lebens im Exil zubrachte, starb 1888 im Alter von 77 Jahren in Asunción/Paraguay. Sein Sterbetag, der 11. September, wurde auf der Interamerikanischen Bildungskonferenz von 1943 zum alljährlichen “Tag des Lehrers” erhoben. So wird die Erinnerung wachgehalten an den “großen Lehrmeister”, der weit über die Grenzen Argentiniens hinaus wirkte.

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