Independent-Filmfest im April

Buntgemischtes 13. BAFICI mit Filmen aus aller Welt / Vorverkauf startet Montag

Von Isabelle Opel

Alljährlich kommende Besucher stehen schon in den Startlöchern und durchforsten das Programm des bevorstehenden Filmfestivals. Mit Vorfreude schauen wir auf das in zwei Wochen beginnende internationale Festival unabhängiger Filmproduktionen BAFICI. 1999 ins Leben gerufen, steht nun das 13. BAFICI vor der Tür. 12 Tage lang, vom 6. bis 17. April 2011, werden 427 Kurz- und Spielfilme aus aller Welt in 22 Sälen an 11 verschiedenen Orten gezeigt. Zudem wird an zwei Plätzen Kino unter freiem Himmel angeboten. Die Bewohner von Buenos Aires sind bekannt für ihre Kinobegeisterung und begleiten das BAFICI jedes Jahr mehr: 2005 wurden 184.500 Besucher und 2008 mehr als 220.000 Zuschauer gezählt.

Der Kulturminister der Hauptstadt, Hernán Lombardi, gab bei einem Interview mit der Tageszeitung La Nación zu, dass das Budget dieses Jahr aufgrund der wirtschaftlichen Situation nicht höher sein kann als in den letzten Jahren (3.500.000 Pesos und andere Sponsoren ermöglichen ein Gesamtbudget von etwa 5 Millionen Pesos). Lombardi versicherte aber, dass Quantität und Qualität der Filme und Aktivitäten weiterhin gegeben sein werden.

Als größtes und angesehenstes Filmereignis für das unabhängige Kino in Lateinamerika, wird uns eine breite Palette an Filmen, darunter auch Weltpremieren, geboten. Neben bemerkenswerten 101 argentinischen Kurz- und Spielfilmen wird auch jeder der deutschsprachigen Filme ein Leinwanderlebnis werden. Hervorzuheben ist der neue Spielfilm von Pia Marais, “Im Alter von Ellen”, der als einziger deutscher Beitrag im Internationalen Wettbewerb ist. In ihrem Film erzählt die in Südafrika geborene Marais die Geschichte der Flugbegleiterin Ellen, die nach der Trennung von ihrem Freund in einen Strudel von Ereignissen gerät, der sie am Ende bis nach Afrika führt. Gespielt wird die Titelheldin von der französischen Schauspielerin Jeanne Balibar.

Der deutsche Regisseur Thomas Heise, der beim Festival anwesend sein wird, präsentiert in Kooperation mit dem Goethe-Institut Buenos Aires und der Unterstützung des Filminstituts des ZKM (Zentrum für Kunst und Medientechnologie) und der Hochschule für Gestaltung seinen neuen Spielfilm “Solar System”. In diesem, wie in den meisten seiner Filme, hat man das Gefühl, die einzelnen Filmszenen durch die Augen einer stummen Person zu sehen, die von den Darstellern nicht wahrgenommen wird. In “Solar System” werden wir Zeugen überwältigender Naturschauplätze in einem Gebiet im Norden der Provinz Salta, Bezirk Orán von Argentinien, das von der indigenen Gemeinde der Kolla von Tinkunaku bewohnt wird. Ausschließlich über Bilder, ohne jedes Interview oder Kommentierung, nähert sich Heises Film den Menschen dieser kleinen Gemeinde. Zwischen alten Riten und hereinbrechender Moderne, erzählt “Solar System” vom Verschwinden eines indigenen Volkes.

Unter den deutschsprachigen Filmen oder den Filmen mit deutschen Themen wird u.a. die restaurierte Fassung des Dokumentarfilms “Nuremberg: Its Lesson for Today” (1948) von Stuart Schulberg über die Nürnberger Prozesse gezeigt.

Einige ausländische Regisseure wollen sich das Event nicht entgehen lassen und reisen von weit her an. Unter ihnen freuen wir uns auf den Franzosen Jacques Doillon, aus Japan werden wir Kijû Yoshida begrüßen dürfen, sowie Patricio Guzmán aus Chile, den Portugiesen Sandro Aguilar und den kanadischen Filmemacher Gary Burns. Von der Grünen Insel wird der Ire David O’Reilly die lange Reise auf sich nehmen, und aus Spanien wird der Regisseur und Schauspieler Santiago Segura bei seiner Polizeikomödie “Torrente 4 (3D)” live dabei sein.

Neben Seguras Film werden noch weitere Streifen durch den 3D-Effekt zum besonderen Kinoerlebnis. Darunter sind “Cave of Forgotten Dreams”, ein Dokumentarfilm des Deutschen Werner Herzog und gedreht in einer tausende von Jahren alten Höhle in Frankreich, und der Animationsfilm für Erwachsene “Pequeñas Voces” des Kolumbianers Jairo Eduardo Carrillo.

Sergio Wolf, seit vier Jahren Artdirektor des Festivals, kündigte in einer Pressekonferenz an, dass das argentinische Erstlingswerk “Vaquero” von Juan Minujín den Startschuss für das Festival geben wird. Der Film erzählt mit ironischem Unterton von einem vom Pech verfolgten Schauspieler. Beim Abschlussfilm am 17.4. handelt es sich um “Nader and Simin, a Separation” des iranischen Regisseurs Ashgar Farhadi, der für diesen Film im Februar in Berlin den Goldenen Bären erhalten hat.

Das BAFICI-Programm bietet noch weitere Filme der Berlinale, wie etwa “The Turin Horse” des ungarischen Regisseurs Béla Tarr. Auch vom Filmfestival in Cannes sind Filme für das Festival ausgewählt worden, darunter “El Hombre que podía acordar sus vidas pasadas” des thailändischen Regisseurs Apichatpong Weerasethakul, der die Ehre hatte, die Goldene Palme überreicht zu bekommen.

BAFICI vereint verschiedene kulturelle Beiträge, vielfach ausgezeichnete Regisseure und neue Talente. Das Ziel des Festivals ist vor allem die Förderung von unabhängigen Filmproduktionen, was die Chance für junge Talente, entdeckt zu werden, mit sich bringt.

Das Festival umfasst in diesem Jahr mehr Kategorien als zuvor. Dazugekommen sind “Corazones” (Liebesfilme), “Flashback”, “Arte y Aparte” (über Künstler) und “Elegante Sport”. In der letztgenannten Kategorie ist der Spielfilm “Football is God” erwähnenswert, da er als einziger dänischer Film im Programm ist und dem Fußballclub Boca Juniors und der Person Diego Maradona gewidmet ist.

Eintrittskarten können ab dem 28. März im Vorverkauf erworben werden, entweder im Internet oder von 10 Uhr bis 20 Uhr in der Casa de la Cultura (Av. De Mayo 575, PB) und im Hoyts Abasto. Der Preis einer Eintrittskarte liegt bei 12 Pesos bzw. 10 Pesos für Studenten und Rentner, die sich dementsprechend ausweisen können.

Kinosäle: Alianza Francesa, Atlas Santa Fe, Hoyts Abasto, Malba Cine, Sala Leopoldo Lugones, Teatro 25 de Mayo, Arteplex Belgrano, Cosmos-UBA und Kino unter freiem Himmel im Pasaje Carlos Gardel (Anchorena/Jean Jaurés) und auf der Plaza San Martín de Tours (Schiaffino/Posadas).

Infos auf der Webseite des BAFICI.

Foto:
Buenos Aires-Kulturminister Hernán Lombardi (links) und Festivaldirektor Sergio Wolf.

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