Buenos Aires in Köln

Argentinier auf der Art Cologne / Schopflocher-Lesung bei Lempertz

Von David Schneider

“Viva Colonia” heißt die inoffizielle Hymne von Köln. In ihr rühmt sich die Stadt multikulturell und in jeder Hinsicht aktuell zu sein. Offenbar nicht ganz zu unrecht. Im Zuge der Kunstmesse Art Cologne (13.-17. April) entdeckte die Domstadt ihre Zuneigung für argentinische Gegenwartskunst. Mit Maman Fine Art, Ignacio Liprandi und Chez Vautier/Cosmocosa stellten erstmals argentinische Galerien auf der bedeutenden europäischen Kunstmesse aus. Die Schau zeigte insgesamt 18 argentinische Künstler, darunter Schwergewichte wie Guillermo Kuitca und Alberto Heredia.

“Südamerika zählt zu einem der schnell wachsenden Märkte”, erläuterte Messechef Daniel Hug. Persönlich schätze er vor allem die Vielfalt der Kunstpositionen, die Argentinien in den letzten fünf Jahrzehnten hervorgebracht habe.
Unterstützt wurden die drei Galerien vom Kulturministerium der Stadt Buenos Aires. “Denn derartige Veranstaltungen fördern die Bekanntheit argentinischer Kunst und den Kulturaustausch zwischen Köln und Buenos Aires”, so der zuständige Minister Hernán Lombardi – ehemals Mitglied im Kabinett de la Rúa.

Doch auch unabhängig von Art Cologne und behördlichen Bemühungen scheint sich die Kölner Kunstszene für das künstlerische Potential Argentiniens zu interessieren. Scharfsinnig, feinsinnig und wohltuend uneitel nennt das Nachrichtenmagazin “Der Spiegel” den Erzählstil von Robert Schopflocher. An seinem achtundachtzigsten Geburtstag las der jüdische Deutsch-Argentinier rund eineinhalb Stunden im traditionsreichen Auktionshaus Lempertz. “Weit von wo” lautet der Titel der Autobiographie, in der Schopflocher aus seinem Leben zwischen drei Welten berichtet.

Deutschland, Argentinien und der jüdische Glauben nennt er seine Heimaten. Flucht, Emigration und die Suche nach neuen Perspektiven waren die Themen, mit denen er das Kölner Publikum in seinen Bann zog. Äußerungen zur aktuellen politischen Lage in Argentinien ließ Schopflocher sich an diesem Abend nicht entlocken. Stattdessen erzählte er von seiner zweiten großen Leidenschaft, dem Expressionismus. Zumindest in diesem Jahr hat er es mit seinen Bildern nicht mehr auf die Art Cologne geschafft. Aber vielleicht gibt es ja bald einen der dort ausgestellten Argentinier im Kunsthaus Lempertz unterm Hammer.

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Empfang für die Argentinier (v.l.): Wilhelm Luxem (Direktor Hotel Excelsior Ernst), Amparo Díscoli (Cosmocosa, Buenos Aires), Botschafter Victorio Taccetti, Cristina Sommer (Projektleitung Buenos Aires), Dr. Konrad Schmidt-Werthern (Kulturamtsleiter Köln), Hernán Lombardi (Kulturminister Buenos Aires), Dr. Eva Bürgermeister (Vorsitzende des Ausschusses für Kunst und Kultur Köln), Daniel Hug (Direktor Art Cologne), Daniel Maman (Maman Fine Arts, Buenos Aires).

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