Carlos, ein Ereignis
Assayas-Film lief in Argentinien an
Von Charlotte Dötig
“Mein Name ist Carlos, ihr habt bestimmt von mir gehört!” Das haben wir, spätestens seit seine Lebensgeschichte von Olivier Assayas verfilmt wurde und das Meisterwerk auch in den hiesigen Kinos zu sehen ist. Carlos ist ein lebender Mythos, ein Terrorist mit der Ausstrahlung eines Revolutionärs und ein Frauenverführer. Gespielt wird der geldgierige Killer und Blender von dem venezolanischen Schauspieler Édgar Ramírez, der es auf ganz besondere Weise schafft, den Zuschauer in den Zwiespalt zwischen Abscheu und Sympathie zu zwingen. Als Söldner der Volksfront zur Befreiung Palästinas kämpft Carlos brutal für seine Ideale, und zugleich setzt er sich dabei für eine politische Bewegung ein, die er selbst kaum zu verstehen scheint.
Auch schon in der Kurzfassung dieses fünfstündigen Spektakels, das trotz Darstellungen langer detaillierter Prozesse wie den Überfall auf die OPEC-Konferenz in Wien nie langweilig ist, wird deutlich, dass es nicht nur um die Person Carlos an sich geht, sondern um die sich in seiner Persönlichkeit spiegelnde Situation des Kalten Krieges. Carlos ist ein historisches Ereignis, das wird deutlich, und doch werden wohl die meisten überwältigten Kinobesucher nach dem Film genau eine Frage diskutieren: Wer ist Carlos?
- “Carlos” – Frankreich/Deutschland 2011. 165 Min. Drama ab 16. Originalsprachen mit Untertiteln. Regie: Olivier Assayas. Mit Édgar Ramirez, Alexander Scheer und Alejandro Arroyo.