Ein Spiel, und doch kein Spiel

“Mecha” von Miguel Angel Rios in der Galerie Ruth Benzacar

Von Jasmin Müller

Ein kleiner Ort in den Anden Kolumbiens 2010: Hier begann das Projekt “Mecha” des Künstlers Miguel Angel Rios. Er ist auf der Suche nach den Wurzeln des über 500 Jahre alten Spiels “Tejo” – seit 2000 offizieller Nationalsport in Kolumbien. Das Ergebnis der Filmaufnahmen kann man sich noch bis zum 29.7. im Hauptsaal der Galerie Ruth Benzacar anschauen.

Die Sportart besteht daraus, dass Spieler mit einer Metallscheibe auf einen Lehmkasten werfen. In der Mitte ist durch Schwarzpulvertaschen – die sogenannten Mechas – ein Kreis abgetrennt. Diese explodieren, sobald sie von den Metallscheiben getroffen werden. Gewonnen hat das Team, welches am meisten Mechas zum Knallen zu bringt.

In einem offenen schwarzen Raum im Zentrum der Galerie blickt man auf zwei Großleinwände und sieht den Ablauf des Spiels aus verschiedenen Blickwinkeln und Einstellungen. In diesen zehn Minuten sind spritzender Schlamm, rollende und fliegende Metallplatten und kleine Explosionen zu sehen – alles Elemente des Spiels. Die Kamera bewegt sich schnell, die Perspektiven wechseln oft. Manchmal sieht man nur durch ein winziges Loch wie durch den Lauf eines Gewehrs den Ort, an dem das Spiel stattfindet. Aber wie ein Spiel erscheint das Ganze kaum. Es knallt, es ist düster, Menschen rennen durch eine Halle, die an ein leerstehendes Tierheim erinnert. Bereiche sind durch Gitter und Zäune abgetrennt.

Es ist ein aufregendes Spiel. Die Sportart beinhaltet Explosionen, Schüsse, Ausrufe der Spieler und Oh’s und Ah’s der Zuschauer. All das sind Elemente, die man eigentlich nur von Kriegsfilmen oder von Berichten aus Kriegsgebieten kennt.

Bei Tejo gibt es zwar keine Opfer, jedoch auch keinen Moment der Stille oder des Friedens. Der in Catamarca, Argentinien, geborene Künstler will mit dieser Videoinstallation auf die Gewalt aufmerksam machen, die täglich in Kolumbien und auf der ganzen Welt herrscht. Er thematisiert die Gefahr des Krieges, die uns alltäglich umgibt. Dazu nutzt er das mehr als fünf Jahrhunderte alte Spiel Tejo – eine südamerikanische kulturelle Tradition, welche häufig im Mittelpunkt seiner Arbeiten stehen.

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