Innehalten und genauer hinsehen

“El rayo verde” in der Galerie Ruth Benzacar

Von Jasmin Müller


Ein randvolles Glas Wasser und drei leere Joghurttüten, die an einem Wollfaden von der Decke hängen – ein Teil der Kunstwerke, die momentan in der Galerie Ruth Benzacar zu sehen sind und einem auf den ersten Blick sehr suspekt erscheinen. Doch genau das ist die Aussage der Ausstellung “El rayo verde”. Es geht nicht darum, alles mit einem kurzen vorbeistreifenden Blick schnell zu überfliegen. Vielmehr soll man innehalten und genauer hinsehen. Denn so entdeckt man vielleicht Dinge, die man sonst nicht sehen würde.

Dieses Vorgehen impliziert bereits der Name der Ausstellung – “Der grüne Strahl”. Dieser ist ein äußerst seltenes Naturphänomen. Unter bestimmten Bedingungen leuchtet am oberen Rand der Sonne ein grüner Lichtblitz auf, der mit dem bloßen Auge jedoch kaum festzustellen ist – man muss schon sehr genau hinsehen. Der gleichnamige Liebesroman des französischen Schriftstellers Jules Verne handelt von der Suche nach optimalen Bedingungen, um den grünen Strahl zu sehen.

Die sechs argentinischen Künstler Jorge Macchi, Leopoldo Estol, Pablo Accinelli, Erica Bohm, Fabio Kacero und Nicolas Robbio sowie der Brasilianier Irán do Espiritu Santo zeigen bis zum 29.7. scheinbar alltägliche und banale Objekte, wie beispielsweise die unbeschriebenen weißen Blätter, die an einer Wand hängen. Hebt man die Zettel an und schaut darunter, sieht man Linien, Karos oder Notenlinien.

“Aguzar la vista, esperar, descubrir, quizas no” – Den Blick schärfen, warten, entdecken, vielleicht nicht. Aber auf einen Versuch kommt es an!

Foto:
Subtil: Jorge Macchis Werk ist nicht auf den ersten Blick zu entschlüsseln.

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