Die Kunst in der Kunst ist die Kunst

“Angehaltene Zeit. Bilder vom Tanz”: Fotoausstellung in der FotoGalería des San Martín-Theaters

Von Charlotte Dötig

Die Begegnung von Tanz und Fotografie in einer Ausstellung, wie es sie seit der Eröffnungsfeier von “Angehaltene Zeit. Bilder vom Tanz” am Dienstag in der FotoGalería des Teatro San Martín stattfindet, ist der Zusammenstoß zweier Welten, die jedoch nicht aneinander brechen. Bewegung und Stillstand schmiegen sich aneinander und können so in ihrer Gegenläufigkeit harmonieren. Da die Darstellung des Tanzes nicht durch die richtige Verwendung der Fotografie als Werkzeug profitiert und sich auf selbstübertreffende Weise ins Rampenlicht drängt, entsteht bei Meistern ein facettenreiches Endprodukt. Insbesondere bei den Schwarz-Weiß-Fotografien von Gert Weigelt und den Abzügen von Agnès Noltenius wird das sehr deutlich.

Alle Künstler der Ausstellung präsentieren ihre Werke in Bildgruppen und verstärken dadurch die Aussage der einzelnen Darstellung. “Triptychon mit Neonröhre” ist die Dreier-Zusammenstellung Weigelts, die es am deutlichsten zeigt, dass Tanz und Fotografie miteinander einhergehen können, ohne eine einfache Abbildung der Bühnenkunst zu sein. In dieser Bildzusammensetzung, in der der bis in die Zehen angespannte Fuß eine Gerade mit dem gestreckten Bein bildet und mit dem in die Höhe gerichteten Arm den Rahmen der Darstellung fasst, sieht man den Höhepunkt des tänzerischen Spiels mit der Kamera. Das Zentrum bildet eine weiße Neonröhre, die wiederum von einer weiblichen und einer männlichen Achselhöhle umrahmt wird.

Die lebendigen und doch so starren, ja in der Luft eingefrorenen Tänzer aus “Moving Moments”, fotografiert von Bettina Stöß, rufen einen ähnlichen Effekt hervor. Das Spiel zwischen Tänzer und Fotograf wird in diesen Werken nicht über den Raum, also den Rahmen und Bildausschnitt gewonnen, sondern über das präzise Einfangen einer einzigen Bewegung im rechten Moment. Der Ort der Begegnung hat sich von dem räumlichen gelöst und ist ins Zeitliche verschoben.

Zwei Ausdrucksformen, bei denen es gelungen ist, die Komposition von Tanz und Fotografie zu verschmelzen. So sagt Sasha Waltz, Choreographin und Tänzerin aus Karlsruhe: “Fotografie wird dann für die Bühne interessant, wenn der ureigene Blick des Fotografen und seine ganz persönliche Interpretation des Geschehens in Bildern sichtbar werden.” Es ist die Kunst in der Kunst, die ein interessantes ästhetisches Erlebnis möglich macht.

  • “El tiempo detenido. Imágenes de la danza”, vom Deutschen Tanzarchiv und dem Goethe-Institut organisierte Ausstellung. FotoGalería des San Martín-Theaters, Av. Corrientes 1530. Mo-Fr ab 12, Sa und So ab 14 Uhr, bis zum Ende der Aktivitäten des Tages im Theater. Eintritt frei. 5.7.-31.7.

Foto:
“Triptychon mit Neonröhre” von Gert Weigelt.

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