Vergessene Gerechtigkeit

“Memoria Ilustrada. Historietas para no olvidar”: Austellung zum 17. Jahrestag des AMIA-Attentats im Centro Cultural Recoleta

Von Charlotte Dötig


Am 18.07.1994 um 9.53 Uhr wurde das Gebäude der AMIA, des Wohlfahrtsverbands der jüdischen Gemeinde Argentiniens, durch ein Bombenattentat in die Luft gejagt. 85 Menschen kamen ums Leben und über 350 wurden verletzt, bis heute ist die Tat ungesühnt. Nun folgt auf den Kampf um Gerechtigkeit der Feldzug gegen das Vergessen.

“Memoria Ilustrada. Historietas para no olvidar”, die Ausstellung, die am Donnerstag letzter Woche im Centro Cultural Recoleta eröffnet wurde, ist ein Aufbegehren gegen die Gleichgültigkeit. Den Erinnerungen, die die Betroffenen ihr Leben lang begleiten werden und die von der Öffentlichkeit viel zu schnell vergessen sind, wird hier Raum gegeben. Mit einem gewissen Stolz werden die Illustrationen präsentiert, ein Stolz, der jedoch aus einem Kampf der Verzweiflung entspringt, den die Studenten der Universät FADU-UBA kämpfen, da durch ihre persönliche Geschichte, fiktiv oder auch real, die Problematik des nach 17 Jahren immer noch ungeklärten Blutbades und die unfassbare Brutalität des Anschlags auch für Außenstehende zugänglich wird.

Schonungslos und ungeschönt, wie hässliche Narben, sind die Geschichten, die erzählt, und die Bilder, die gemalt werden. Wie das der spielenden Kinder, die völlig eingenommen von ihrem Schabernack in das Geschehen eingetaucht sind. Nur ein Mädchen scheint nicht richtig dazuzugehören, und doch spielt sie ihre Rolle am besten. Sie steht außen vor, greift in das Treiben nicht ein, denn sie ist irrelevant. Das Spiel mit dem Namen AMIA-Attentat, das Auto, das Gebäude, der Täter, die Opfer, alle sind involviert, nur die Gerechtigkeit bleibt ausgeschlossen. Eine Darstellung, die dem Betrachter den Schlag versetzt, der dem des Attentats nicht im Geringsten gleichzusetzen ist und doch auf einer anderen Ebene widerspiegelt, welch perverse und unmenschenliche Geste das Leben hunderter Menschen zerstört hat.

So sagte Aldo Donzis, Präsident des jüdischen Dachverbandes DAIA (Delegación de Asociaciones Israelitas Argentinas) in einem Interview: “Es ist schwer, von Gerechtigkeit zu reden, wenn es keine gibt.”

  • “Memoria ilustrada, historietas para no olvidar” (Gezeichnete Erinnerung – Comics gegen das Vergessen). Im Rahmen der Veranstaltungen, die an den 17. Jahrestag des Attentats auf die AMIA erinnern. Organisiert vom “Espacio de Arte AMIA”. Centro Cultural Recoleta, Junín 1930. Mo-Fr 14-21, Sa, So und feiertags 10-21 Uhr. Eintritt frei. 7.7.-31.7.

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