Eintauchen in eine andere Wirklichkeit

BAnecdoTour – Eine zauberhafte Reise auf den Spuren der Sagen und Mythen von Buenos Aires

Von Charlotte Dötig

Abends, wenn es schon dunkel ist, hört man die Schreie der Toten, die Hilferufe der Ungerächten, die keine Ruhe finden in ihren Gräbern, die um Vergeltung flehen und um Erlösung bitten. Es ist dieselbe Stadt, das gleiche Viertel und die exakt übereinstimmende Straße, doch eine andere Realität. Eine Reise durch Buenos Aires, losgelöst von Alltagstrubel und Standardvorstellungen, eine Führung, die jeden Erwachsenen wieder mit Kinderaugen sehen lässt. Geistern wird Raum geboten und der Phantasie Platz gegeben. Selbst wer nicht staunend vor der von Zauber erfüllten Stadt steht, hat doch ein Schmunzeln auf den Lippen. Gabriela Hallas und ihre beiden sympathischen Begleiter, Juan Manuel Mendoza und Mariano Córdoba, führen durch Straßen, von denen viele meinen, sie schon gut zu kennen und überrascht sind, welche Welten sich vor ihnen auftun: zu real, um Phantasmen, und zu phantastisch, um echt zu sein.

“BAnecdoTour” ist ein junges Unternehmen mit einem von Herzen präsentierten Programm, eine Führung für Fremde und Einheimische auf Englisch, Deutsch und Spanisch für alle, die die Geschichte von Buenos Aires auf ganz unaufdringliche Art und Weise noch mal neu kennenlernen möchten. Drei Stunden sind auch kein Zeitraum, der einen überanstrengt oder sich gar so lang hinzieht “como la construcción del Congreso” – wie der Bau des Kongressgebäudes. Dieses geflügelte Wort wird unter den alteingesessenen Argentiniern, den sogenannten “porteños”, meist im Zusammenhang mit langen Bauprozessen verwendet. Das bombastische Gebäude mit riesigen Säulen, welches der Sitz des argentinischen Nationalkongresses ist, weckt nicht nur wegen seiner politischen Wichtigkeit Interesse und den Sälen, die Namen tragen, als gehörten sie zu verzauberten Räumen aus “Tausend und einer Nacht”, sondern auch wegen der Streitigkeiten, die aufgrund viel zu obszöner Statuen, die sich im Außenaufgang befanden, ausbrachen, oder Löwen, die auf mysteriöse Weise verschwanden und über die nie wieder gesprochen wurde. Im “Raum der verlorenen Schritte” wird man wohl kaum eine Antwort auf neugierige Fragen nach diesen nun leerstehenden Sockeln bekommen.

Wer nach dieser kleinen Einführung schon hungrig ist, hätte vor Jahren vielleicht die Cafetería Molino besuchen und ein sogenanntes “Pan ruso” (russisches Brot) essen können, das manch einer vielleicht von seinen Reisen in Russland kennt, wo es aber als argentinischer Nachtisch vernascht wird. Heute ist das schöne Café geschlossen, und nur die Gerüchte über den kulturellen Treffpunkt von einst sind noch erhalten. Verstaubt zwar, wie das Gebäude vom Brand geschwärzt, doch lebendiger denn je.

So gibt es neben all den Geistern, denen man in der U-Bahn (“subte”) begegnen kann, und dem Toten, der unter dem Obelisken sein Klagelied bei Regen und Gewitter anstimmt, noch ein Gebäude, das an dieser Stelle zu erwähnen ist. Es befindet sich in der ehemaligen Prachtstraße “Avenida de Mayo” und ist als Palacio Barolo bekannt. Es hat Fenster, die ins Paradies führen, durch das einer der Hausmeister wohl eines Tages auf geheimnisvolle Weise verschwand und nie wieder gesehen ward.

Ohne hoffentlich zu viel verraten zu haben, ist die Neugier auf eine (Wieder-)Entdeckung der Millionenstadt, oder sollte man lieber sagen, Geisterstadt, geweckt. Eine Reise außerhalb von Wahrheit und Lügen, auf den Spuren der Legenden und Mythen. Vielleicht hat ein Fremder ja Glück und bekommt Felipa, die sagenumwobene schwarze Katze der Casa Rosada, zu Gesicht.

Kontakt: 4342-0823, 15-5411-9041, banecdotour@gmail.com. Weitere Infos hier.

Un comentario sobre “Eintauchen in eine andere Wirklichkeit”

  1. Rosmarie Cezanne dice:

    Sehr interessant, nicht nur für mich persönlich, sondern auch für die deutschen Schüler, die uns jedes Jahr besuchen.
    Ich werde bestimmt darauf zurückkommen, bzw. erbitte Kontaktaufnahme ca. April 2012. Ich betreue und koordiniere den Schüleraustausch des Instituto Ballester und bin immer auf der Suche nach ganz besonderen Kulturangeboten, die auch für Jugendliche im Alter von 16/17 Jahren interessant sein könnten.


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