Identität im Fokus

11. Deutsches Kinofestival startet am Donnerstag

Von Susanne Franz

Vier der 13 Spielfilme, die vom 22. bis 28. September im Rahmen des 11. Deutschen Kinofestivals gezeigt werden, wurden als Deutschlands Beitrag für den Auslandsoscar gehandelt: “Das Lied in mir”, “Drei”, “Poll” und “Pina”. Letzterer machte schließlich das Rennen, doch schon die Tatsache, dass diese vier Filme in der Vorauswahl für den prestigeträchtigen Wettbewerbsbeitrag waren, lässt auf die Qualität schließen, die man vom diesjährigen Kinofestival erwarten darf.

Das von German Films organisierte und von der Deutschen Botschaft in Buenos Aires unterstützte Festival, für das wieder die Einrichtungen des Kinokomplexes Village Recoleta zur Verfügung stehen, präsentiert eine Übersicht über die jüngsten Produktionen der deutschen Filmindustrie, wobei sowohl Debütfilme wie Werke international etablierter Regisseure gezeigt werden. Man begegnet berühmten Schauspieler/innen wieder, lernt junge, frische Gesichter neu kennen und kann in die diversesten Thematiken eintauchen.

Viele Festivalbeiträge kreisen um das Thema Identität. Der Film “Goethe!” etwa reflektiert die für das Land der Dichter und Denker identitätsstiftende Figur des großen Johann Wolfgang von Goethe, wobei hier seine Jugendjahre gezeigt werden; “Wer wenn nicht wir” behandelt die Identitätssuche junger Deutscher nach dem Zweiten Weltkrieg, die für einige in den RAF-Terrorismus führte.

Einwanderung und das Neu-Definieren der eigenen Identität in einer fremden Kultur sind Themen der bittersüßen Komödie “Almanya” über die türkische Immigration nach Deutschland und des Films “Die Farbe des Ozeans”, der die afrikanische Einwanderung nach Spanien durch die Augen einer jungen deutschen Touristin beleuchtet.

Der junge Regisseur Florian Cossen erzählt in seinem preisgekrönten Debütfilm “Das Lied in mir” von dem Schock zu erfahren, dass alles, was man bisher über die eigene Identität zu wissen geglaubt hatte, eine Lüge war, auch wenn diese auf der wohlmeinenden Liebe eines Vaters gründet.

Sexuelle Identität wird in Tom Tykwers Liebesdrama “Drei” angesprochen, in dem ein Paar, das schon (zu) lange zusammenlebt, aus Routine und Frustration ausbricht und einander betrügt. Was sie nicht wissen: Beide beginnen eine Affäre mit demselben Mann. In “Romeos” geht es um Geschlechteridentität: Protagonist Lukas wurde als Mädchen geboren und versucht, seine Identität im Wandel geheimzuhalten. Doch dann verliebt er sich in den schönen Fabio, einen Mann, der Männer liebt, aber auch Frauen nicht verschmäht. Der Film geht sehr offen und humorvoll mit einer Reihe Tabuthemen um und ermöglicht Uneingeweihten einen Einblick in die Gefühlswelt eines jungen Trans-Menschen.

Auch in diesem Jahr bietet das Deutsche Kinofestival mit “Wintertochter” einen Film für die ganze Familie. Mit der Unterstützung der Schweizer Botschaft wird der grandiose Liebesfilm “Satte Farben vor Schwarz” mit Bruno Ganz und Senta Berger gezeigt. Einen Überblick über die talentiertesten Kurzfilmer Deutschlands kann man sich anhand der Auswahl “Next Generation Short Tiger 2011” verschaffen.

Als “Special Event” wird Wim Wenders’ hoch gelobte 3 D-Dokumentation “Pina” über die vor zwei Jahre verstorbene Choreografin Pina Bausch als Vorpremiere einmalig gezeigt. Auch der vom Goethe-Institut Buenos Aires organisierte Abschlussfilm ist eine Sondervorstellung: Die restaurierte Fassung des Stummfilms “Die wunderbare Lüge der Nina Petrowna” (1929) von Hanns Schwarz wird begleitet von Live-Musik aufgeführt. Dabei handelt es sich um eigens geschaffene Kompositionen von Maestro Marcelo Katz, die dieser mit seinem Ensemble “Marcelo Katz y Mudos por el Celuloide” präsentiert.

Ebenfalls zum Abschluss des Festivals wird der Publikumspreis bekanntgegeben. Denn die Liebhaber des deutschen Kinos sind auch dieses Jahr wieder aufgerufen, ihren Favoriten zu küren. Unter den Teilnehmern werden zahlreiche Preise verlost.

Die Eintrittspreise betragen in diesem Jahr 28 Pesos pro Karte, mittwochs ermäßigt 25 Pesos. Ein Abo für 6 Filme kostet 140, für 10 Filme 224 Pesos. Karten für die “Special Events” betragen 40 Pesos.

Neuigkeiten, Programmdetails und Trailer der Festivalfilme finden Sie auf der Webseite des Kinofestivals.

Foto:
“Goethe!” ist der Eröffnungsfilm des 11. “Festival de Cine Alemán”.

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