Illusionen, ironisch dargestellt
Graciela Stinnes stellt bei Arcimboldo aus
Von Susanne Franz
Ein Roboter-Pärchen aus Platinen, verbunden durch einen roten Draht; ein Tischchen mit zwei Lampenschirmen, davor ein Haufen Playmobil-Puppen; ein Hochzeitskuchen mit einem goldenen Käfig darauf, in dem die Braut den Bräutigam geschultert hat: Am 9. September wurde in der Galerie Arcimboldo die Ausstellung “Illusions / Ilusiones” der Künstlerin Graciela Stinnes eröffnet. Die Argentinierin lebt seit 1985 in Deutschland und hat sich dort hauptsächlich mit Recyclingkunst und sozialkritischen Performances einen Namen gemacht. Nach Buenos Aires brachte Stinnes nun einige Installationen sowie Dokumentationen früherer Arbeiten auf Video und Fotos mit. Ihre Ausstellung ist noch eine Woche lang bis zum 30. September zu sehen.
Mit ihren Werken macht Stinnes auf verschiedene Trugschlüsse aufmerksam, wohlgemerkt immer mit einem Augenzwinkern. Das Werk der beiden an der Wand hängenden Roboter heißt “Verdrahtet – vernetzt – verlinkt” (angelehnt an den Kinderspruch “Verliebt – verlobt – verheiratet”) und versinnbildlicht die Illusion, durch die modernen Technologien seien wir Menschen wahrhaft miteinander verbunden. Dabei sind es doch lediglich unsere Computer, die untereinander vernetzt sind. Der rote Draht, der von “Herz” zu “Herz” die beiden aus Platinen bestehenden Puppen verbindet, zeigt auf rührende Weise die Sehnsucht nach Liebe und einem wirklichen “Draht” zu einem Anderen.
Der Hochzeitskuchen mit dem Goldkäfig nimmt gesellschaftliche Zwänge auf die Schippe; die Tischchen, eines schwarz, das andere weiß, mit den entgegengesetzten schwarz-weißen Lampen weisen auf die Illusion der Dualität hin, beschreibt Graciela Stinnes die Installation. Mann/Frau, Ich/Du, Schwarz/Weiß etc. stellen für sie keine Widersprüche dar, denn “wir kommen doch alle aus der gleichen Essenz”, sagt die Künstlerin. Wenn man die heruntergepurzelten Playmobilfiguren am Boden wahrnimmt, sieht man, dass auch die Lampenschirme aus diesen – eingefärbten – Püppchen bestehen, dass die eintönige Einheit auch formell nur Schein ist.
“Ich spiele mit Formen und Konzepten”, sagt Graciela Stinnes über ihre Arbeit. “Ich möchte die Welt zeigen, wie ich sie durch meine Augen sehe, auf spielerische, ironische Art.”
Das Video und die Fotos machen neugierig auf Stinnes’ Arbeiten beispielsweise aus zusammengewebten Plastiktüten, oder ihre Performances, mit denen sie auf Umweltmissstände oder z.B. die Loveparade-Katastrophe im vergangenen Jahr in Duisburg aufmerksam macht.
- Graciela Stinnes, “Illusions / Ilusiones”. Arcimboldo Galería de Arte, Reconquista 761, Dpto. 14. Mo-Fr 15-19 Uhr. 9.9.-30.9.