Ein Ort für Alles und für Jeden

Club Cultural Matienzo: Interdisziplinarität und Kommunikation

Von Laura Wagener


Auf der Terrasse des Club Cultural Matienzo (CCM) sitzen junge Leute und essen Pizza und trinken Bier, andere bauen das jeden Mittwoch stattfindende Freiluftkino auf dem Dach auf, wieder andere bereiten die bald beginnende Radioshow vor. Ich treffe mich hier mit Juan Manuel Aranovich (30), einem der Gründer der ersten Stunde des Kulturvereins.

Juan erzählt, dass es anfänglich fünf Freunde waren, die am 7. November 2008 das Projekt “Matienzo” in Palermo/Colegiales zum Leben erweckt haben. Der Grund für die Initiative zur Gründung eines Kulturvereins war damals vor allem, dass es wenige Orte gab, an denen Musiker gratis auftreten konnten, und überhaupt wenige Plattformen, die dem Zusammentreffen von Künstlern aller Art und Kunstkonsumenten gewidmet waren.

Die Philosophie der Gründer, die sich bis heute gehalten hat, ist, dass der CCM ein Ort sein soll, der eine Balance zwischen den Akteuren verschiedener Künste herstellt. Ein Ort der Interdisziplinarität und Kommunikation, an dem jeder nach seinem eigenen Vermögen und Wollen beitragen können soll. Die Identität des Ortes soll sich anhand der durch Interessierte initiierten Programme manifestieren, nicht vorgegeben werden.

Diese inklusive Vereinsmoral führte dazu, dass mittlerweile etwa 60 Personen fest in der Organisation der Clubs beteiligt sind und hunderte Künstler monatlich ein und ausgehen und ihr Können unter Beweis stellen.

In dem selbstrenovierten Haus des Clubs werden mittlerweile von Dienstag bis Donnerstag ab 18 Uhr in den diversen Räumlichkeiten Aktivitäten angeboten, die vom Literaturzirkel über Musik, Theater, Kino, Radio, visuelle Kunst und Grafikdesign bis zur Planung von sozialen Projekten oder Logistikschulungen reicht. Besonders bekannt ist der Club Matienzo jedoch für seine interdisziplinären Festivals.
Zu diesen gehören an prominentester Stelle das “Festival de Jazz Emergente”, das Bandfestival “Hit the Road”, das Theaterfestival “El Porvenir” und das genreübergreifende “Matienzo condensado”, auf dem alle im Jahr anstehenden Festivals quasi in Kurzform “kondensiert” an einem Tag vorgestellt werden. Die Festivals entstehen durch die Initiative einer der oben genannten Kunstzweige, wobei alle anderen Künstler im Laufe des Entstehungsprozesses zur Einbringung ihrer Ideen aufgefordert sind.

Auf die Frage hin, ob sich der Club Matienzo auch als politische Bewegung versteht, schmunzelt Juan und sagt: “Nun ja, so wie ich das sehe, sind wir hier alle miteinander aktiv an einem sozialen Wandel beteiligt. Orte wie der Club Cultural Matienzo haben das Ziel, mehr Kultur für die Bewohner von Buenos Aires zu schaffen, die so vielseitig wie möglich und dabei gleichzeitig zugänglich sein soll. Ich würde also sagen, dass die politische Ambition durch die Arbeit der Künstler transportiert wird, die nicht zuletzt oft auch sozial sensibilisierend wirkt.”

Der Club Matienzo arbeitet außerdem eng mit anderen Clubs wie dem Kulturzentrum M.E.C.A. (Movimiento de Espacios Culturales y Artísticos) und dem ESCENA (Espacios Escénicos Autónomos) zusammen. Letzterer widmet sich vor allem Theater und Tanz, wodurch die kulturelle Plattform samt deren Einfluss um einiges erweitet wird.

Aranovich sagt auf die Frage hin, was er sich für die Zukunft des Kulturvereins wünscht: “Es wäre toll, wenn wir vielleicht anfangen könnten, auch außerhalb des Matienzo Produktionen zu starten. Vielleicht eine Schule für Projektentwicklung oder so, mal sehen. Aber auf jeden Fall natürlich, dass wir noch mehr Projekte ins Leben rufen können und noch mehr Leute mitmachen möchten. Deswegen brauchen wir jetzt ja auch mehr Platz.” Der CCM genießt mittlerweile solche Popularität, dass sich die Mitglieder nun sogar nach einem zweiten Gebäude umsehen. Dabei soll die Struktur eines alten Hauses mit vielen Räumen beibehalten werden, um weiterhin gleichzeitig an vielen Projekten arbeiten zu können.

Nach unserem Gespräch bleibe ich noch zum Freiluftkino, es kommt ein kanadischer Film, und ich denke, dass ich öfter herkommen sollte, in den Club Matienzo…

Weitere Infos zum Projekt und zum aktuellen Programm auf der Webseite des Club Cultural Matienzo oder auf der Facebook-Seite.

  • Club Cultural Matienzo
  • Matienzo 2424

Fotos von oben nach unten:

Fassade des Club Cultural Matienzo.

Juan Manuel Aranovich, einer der Gründer des Kulturvereins.

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