Poesie und Musik unterm Sternenhimmel

Fernando Noy und Polsick im Rahmen von “Verano en la Ciudad”

Von Theresia Sprinzl

Der Sommer in Buenos Aires ist ruhig. Die meisten Porteños sind im Urlaub, sie flüchten vor der unerträglichen Hitze, die in der Stadt herrscht. Kulturell ist nicht so viel los wie in den anderen Jahreszeiten. Doch es gibt trotzdem eine Menge zu entdecken. So bietet etwa die Stadt Buenos Aires diesen Sommer unter dem Slogan “Verano en la Ciudad” jede Menge Veranstaltungen an, alle kostenlos. Also fuhr ich trotz unglaublicher Hitze am Donnerstagabend ins Amphitheater des Parque Centenario, um dem Spektakel von Fernando Noy und Polsick zu lauschen.

Auf der großen Bühne war nicht viel zu sehen, außer einer Leinwand, dem DJ-Pult von Polsick und dem Mikrophon und Stuhl von Noy. Mit dröhnendem Bass und 4/4 Takt gab Polsick, der an der Universität Tres de Febrero in Buenos Aires “Artes Electrónicas” studiert hat, den Auftakt. Die elektronische Musik passte zu den Bildern, die auf der Leinwand zu sehen waren. Kristallförmige Gestalten, die ineinander verschmelzen, um ein neues Bild zu ergeben. Ich ertappe mich dabei, wie ich mit dem Kopf zur Musik mitgehe und das Verlangen habe, zu tanzen. Aber dieses Gefühl ist so schnell wie es gekommen ist, auch wieder verschwunden, denn Fernando Noy kommt nach kurzer Zeit auf die Bühne gestürmt und zieht die ganze Aufmerksamkeit des Publikums auf sich.

In einem Kaftan-ähnlichen Kostüm beginnt der Schauspieler und Poet mit ausladenden Gesten ein Gedicht vorzutragen, welches von Polsick begleitet wird. Mit elektronischen Klängen, E-Gitarre und Klavier untermalt er das Gesprochene. Der 61-jährige Noy scheint in einer anderen Welt zu sein. Er wirkt wie besessen von seinem eigenen Werk. Ab und zu werden seine Worte von einer jungen Frau mit Gegenständen veranschaulicht. An einer Stelle des Vortrags singt sie unglaublich schön mit einer hervorragenden Sopran-Stimme zu den Worten Fernando Noys.

Hauptsächlich über die Liebe philosophiert der in San Antonio Oeste geborene Künstler. Nicht über eine bestimmte Person oder eine bestimmte Liebesgeschichte, sondern allgemein mit vielen Metaphern über das Thema Liebe. Leider dauert das Zusammenspiel von elektronischer Musik und Poesie weniger als eine Stunde, man hätte Lust gehabt, noch viel länger den hypnotischen Worten Noys und den Klängen Polsicks zu lauschen.

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