Das Ampelmännchen in Buenos Aires

Mónica Viñao inszeniert im Theater SHA eine kurzweilige Komödie von Victor Winer

Von Mirka Borchardt

Das ostdeutsche Ampelmännchen ist Kult: Jedes Jahr werden in Deutschland massenweise Taschen, Aufkleber, Postkarten, Buttons, Tassen und alle möglichen anderen Souvenirs mit dem Bild des roten beziehungsweise grünen Männchens verkauft.

Was bisher wenig bekannt war, aber dank Victor Winer nun endlich ans Licht der Öffentlichkeit kommt: Allein Miguel (gespielt von Eduardo Cutuli) ist es zu verdanken, dass es das Ampelmännchen immer noch gibt. Denn nach dem Fall der Mauer sollten eigentlich auch im Osten die langweiligen westdeutschen Ampelzeichen eingeführt werden. Ein Verrat am sozialistischen Erbe! Die revolutionären “Internationalen Brigaden” machen sich Anfang der Neunziger auf, das Ampelmännchen vor dem Vergessen zu retten. In einer wahrhaft heldenhaften Aktion schließt Miguel sich ihnen an. Denn das Ampelmännchen, sagt er, “ist das Zeichen dafür, dass man gehen darf!”

Nach zwei Jahren kehrt er erfolgreich wieder heim nach Argentinien, stolz auf seinen ruhmreichen Verdienst, das Ampelmännchen gerettet zu haben, und voller Vorfreude auf Frau und Sohn. Doch sind die nicht gerade begeistert: Immerhin wussten sie die letzten zwei Jahre nichts von seinem Verbleib. Da hilft es auch nicht, dass er seiner Frau Marta (Marcela Ferradás) versichert, sie sei in Deutschland mittlerweile bekannt als die zweite Evita. Davon will sie nichts wissen, und eigentlich will sie auch nichts mehr von ihm wissen. Es ist viel passiert, während er weg war: Marta hat einen neuen Freund. Ausgerechnet mit Álvaro (Alfredo Castellani), Miguels altem Erzfeind, tröstete sie sich über den Verlust hinweg.

Das Konfliktpotenzial ist also groß, und dementsprechend geht es auch nicht gerade ruhig zu auf der Bühne des Teatro SHA an diesem Freitagabend. Besonders, weil Miguel sich den Geburtstag seines mittlerweile erwachsenen Sohnes Camilo (Juan Ignacio Bianco) für seine Rückkehr ausgesucht hat und mitten in die Feiergesellschaft platzt. Die einzige, die sich unbelastet amüsiert in diesem sich anbahnenden Familiendrama ist Mariela, Camilos leicht überdrehte Freundin (Noelia Sciancalepore). Und natürlich die Zuschauer.

Victor Winer, mehrfach ausgezeichneter Dramatiker, hat dieses kurzweilige Stück geschrieben, das von Mónica Viñao umgesetzt wurde, die ebenfalls schon viele Preise gewonnen hat und unter anderem am Teatro Nacional Cervantes inszenierte. Da macht es auch nichts, dass das Stück selbst wenig mit dem Phänomen des ostdeutschen Ampelmännchens zu tun hat, wie die Ankündigung hätte denken lassen können. Die Lacher des Publikums reißen kaum ab, und auch wenn viele, vor allem geschlechterspezifische Klischees reproduziert werden, kann man sich nicht gegen den Witz der Inszenierung wehren. Da passt das Motto des Stücks wie die Faust aufs Auge: “Grünes Licht für die Komödie!”

Das Stück wird im Teatro SHA, Sarmiento 2255, donnerstags bis samstags um 21 Uhr, sonntags um 20 Uhr gezeigt. Karten kosten 80 Pesos, Vorverkauf bei Plateanet.

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