Zurück in die Zukunft

Von Leselust und Zukunftsperspektiven auf der 38. Internationalen Buchmesse von Buenos Aires

Von Karlotta Bahnsen


In Argentinien wird gelesen. In der Subte, im Colectivo, auf Parkbänken oder in Cafés: Die Porteños lesen gerne und nehmen sich Lektüre mit, wo immer man mit Warte- oder Fahrtzeit rechnen darf. In der Weltstadt des Buches besteht also Bedarf an immer neuem Lesestoff, was den Andrang auf der 38. Internationalen Buchmesse erklärt. Unter dem Motto “Eine Zukunft mit Büchern” lädt die “Fundación El Libro” auch dieses Jahr wieder zu einem vielseitigen und über das bloße gedruckte Wort hinausgehenden Rahmenprogramm ein.

Am 19. April wurde die Buchmesse in Anwesenheit von Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Kultur eingeweiht. Unter ihnen der Kultusminister der Stadt Buenos Aires, Hernán Lombardi, sowie der Minister für Bildung der Nationalregierung, Alberto Sileoni. Philosophische Worte zur Eröffnung sprach der argentinische Schriftsteller Luis Gúsman, die Literatur habe die besondere Kraft, eine Zukunft zu formulieren, die zum Zeitpunkt ihres Entstehens noch Teil des literarischen Mysteriums sei, formulierte Gúsman den essentiellen Zusammenhang von Zukunft und Literatur im fiktionalen Raum der Ideen.

Neben einem Lesemarathon mit Schauspielern und Dramaturgen, Autogrammstunden namhafter Autoren und einem gigantischen Büchermarkt zum Stöbern, treffen sich dieses Jahr auch Lyriker aus aller Welt und geben ihre Texte zum Besten. Auf dem internationalen “Festival de Poesia” geht es noch bis zum 29.4. rhythmisch zu. Die Grenze zu szenischen Formen wird dabei oftmals überschritten, so zum Beispiel, wenn Magia Lopez aus Kuba Poesie mit Hip Hop mischt.

Mit den Grenzen des Mediums “Buch” wird sich auch in der Zukunftszone des Ausstellungsgeländes beschäftigt. Hier wird Entwicklungen in der Literaturwelt der letzten Jahre Rechnung getragen. Digitale Lesegeräte und Hörbücher machen dem bedruckten Papier seit einigen Jahren scharfe Konkurrenz, und die Kunstform Literatur geht Fusionen mit Videoperformances oder Soundinstallationen ein. Multimediale Hybridformen weisen in die Zukunft der Darstellung, Nutzung und dem Verständnis von Literatur. Was ist und wie macht man eine “Graphic Novel” und wie kann man Videospiele zu Bildungszwecken nutzen? Die Zukunftszone bietet ein breites Spektrum an Vorträgen und Workshops, die zum Erkunden unendlicher Möglichkeiten einladen.

Die Hardware zum Buchersatz scheint allerdings nicht allzu gut anzukommen: In der “Zona Futuro” liegen digitale Lesegeräte und Smartphones zum Buchersatz relativ einsam auf kalten weißen Tischen, während es bunt und gesellig an den Tischen der Verleger wimmelt. Einer “Zukunft mit Büchern” scheint also nichts im Wege zu stehen.

38. Feria Internacional del Libro de Buenos Aires, 19.4.-7.5.2012, Messegelände La Rural, Buenos Aires, Av. Santa Fe 4201.

Escriba un comentario