Handel auf Augenhöhe

Das solidarische Projekt “Arte y Esperanza”

Von Paula Bonnet


“Arte y Esperanza” (Kunst und Hoffnung) fing als kleines Projekt an. Eine Gruppe von Eltern, deren Kinder mit der Schule indigene Völker besuchten, wollten diese Kontakte vertiefen. Mittlerweile arbeiten sie seit 1986 mit der argentinischen Urbevölkerung zusammen.

In den ersten Jahren schickten sie Nahrungsmittel und Kleidung an die Toba- und Wichi-Gemeinschaften im Norden Argentiniens. Danach begannen sie, Kunsthandwerk der Völker in Buenos Aires zu verkaufen.

1995 begann ihre Zusammenarbeit mit Caritas, und ihr erster Laden in San Telmo (Balcarce 234) wurde eröffnet. Die Produkte werden gemäß der Prinzipien des Fairen Handels verkauft. “Am Anfang haben wir die Völker durch Wohltätigkeit unterstützt”, erklärt Sebastián Homps, der Pressesprecher von “Arte y Esperanza”. “Jetzt haben wir eine Beziehung auf Augenhöhe.”

Heute ist “Arte y Esperanza” ein gemeinnütziger Verein, der sehr stark gewachsen ist. Produkte von neun verschiedenen Ethnien werden verkauft. Ca. 500 Familien haben durch den Verband eine eigenständige Einkommensquelle. Zwei neue Geschäfte, eins in San Isidro (Pedro de Mendoza 587) und das andere in Retiro (Suipacha 892), zeugen vom Erfolg der Zusammenarbeit.

Die Organisation besucht auch Schulen und Universitäten, in denen sie auf die Situation, die Kultur und die Probleme der indigenen Völker aufmerksam macht.

“Arte y Esperanza” verkauft viele unterschiedliche Produkte. Die Mbyá-Guaraní fertigen Ringe, Armbänder und Körbe aus Pflanzenfasern. Die Frauen aus den Wichí-Gemeinschaften stellen Ketten, Gürtel und Ohrringe aus Samen her. Schmuckstücke aus Neusilber der Mapuches werden ebefalls gut verkauft. Aus Keramik basteln die Tobas Eulen und die Kollas Vasen. Es gibt auch Objekte aus Holz und Wolle.

Die ersten Fair-Trade-Organisationen wurden in den vierziger Jahren in den Vereinigten Staaten gegründet. 1964 gab es auch in Europa eine große Fairhandelsbewegung. “Arte y Esperanza” ist eine von nur wenigen Vertretern dieser Bewegung in Argentinien. Fairer Handel bedeutet Transparenz, Gleichberechtigung der Frauen und eine respektvolle und freiwillige Beziehung zwischen den Herstellern und den Konsumenten. Die Handwerker werden im Voraus bezahlt, so können sie ihre zukünftigen Arbeiten finanzieren. “Arte y Esperanza” bekommt auch keine Spenden.

Der Aufbau von Kapazität und Know-how ist ebenfalls von Bedeutung, deshalb besuchen die Mitglieder der Organisation die verschiedenen Völker, um Workshops zu organisieren. Die Themen sind unterschiedlich, wie z.B. Tischlerei, Neue Technologien und Finanzen.

“Das Kunsthandwerk muss authentisch und schön sein, und der Käufer soll damit glücklich sein. Wir sprechen darüber mit den Gemeinschaften”, sagt Homps. “Um schnell Geld zu verdienen, machen die Handwerker manchmal ungeschliffene Objekte. Sie werden später von Großhändlern sehr billig aufgekauft, und so wird die Qualität immer schlechter. Die Produkte sollen einen gerechten Preis haben. Nur auf dieser Basis kann der Handwerker mehr Geld verdienen”.

Um das Kunsthandwerk teurer verkaufen zu können, versucht die Organisation, die unnötigen Zwischenhändler auszuschalten. So verdient der Handwerker mehr.

Seit vier Jahren arbeitet “Arte y Esperanza” an einem Projekt mit der “Cadena Textil Solidaria” (solidarische Textilkette), eine Organisation, die mit fair gehandelter und ökologischer Baumwolle arbeitet. Sie verkaufen T-Shirts mit Bildern von argentinischen Künstlern und Karikaturisten wie Tute, Quino, Maitena und Milo Lockett. Die T-Shirts werden in allen Fair-Handel-Geschäften der Stadt verkauft.

Der Faire Handel ermöglicht viel mehr als nur einen wirtschaftlichen Fortschritt für die Indigenen Völker. “Durch den Handelsverkehr erhalten wir Erkenntnisse über die kritische Lage der Gemeinschaften und können später darüber sprechen”, erklärt Homps. “Die Mitglieder dieser Gemeinschaften leben in Armut und ihre Gebiete werden von der Regierung nicht anerkannt. Diese Probleme ermutigen uns, weiterzuarbeiten.”

Foto:
“Arte y Esperanza” bei den Wichis in Bajo Grande.

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