Dritte internationale Theaterakademie “Panorama Sur”

Junge Theatermacher, Autoren und Choreographen aus aller Welt treffen sich vom 16. Juli bis 10. August 2012 in Buenos Aires


Nach zwei erfolgreichen Ausgaben hat sich “Panorama Sur”, die internationale Arbeitsplattform für darstellende Kunst in Südamerika, in Buenos Aires etabliert und erweitert nun im dritten Jahr ihren Radius. Die temporäre Akademie wurde 2010 von der Siemens Stiftung und der “Asociación para el Teatro Latinoamericano” (THE) ins Leben gerufen und wird in diesem Jahr durch eine Initiative des Goethe-Instituts ergänzt. Diese enthält u.a. ein Stipendienprogramm für Autoren aus acht lateinamerikanischen Ländern.

Ziel des internationalen Forums ist es, den Dialog zwischen Künstlern aus lateinamerikanischen Ländern mit ihren strukturell sehr unterschiedlichen Kulturszenen zu intensivieren und die Vernetzung mit dem internationalen Theatergeschehen voranzutreiben. Dieses Jahr treffen junge Theatermacher, Autoren und Choreographen aus aller Welt in Buenos Aires zusammen, um gemeinsam unter dem Motto “Beyond Representation” an neuen künstlerischen Praktiken zu arbeiten und diese zum Publikum hin zu öffnen. Dabei geht es um die sich ändernde Rolle des Theaters in der Gesellschaft und ein sich wandelndes künstlerisches Selbstverständnis.

“Panorama Sur” bietet ein intensives vierwöchiges Programm mit einer Autorenwerkstatt, internationalen Workshops, Aufführungen aus den USA, Europa und Brasilien sowie einer argentinischen Uraufführung. Die begleitende Vortragsreihe nimmt die Wirklichkeit jenseits der Repräsentation in den Blick. Erstmalig wird das Forum “Panorama Sur” in diesem Jahr um Choreographie und Tanz erweitert.

Das öffentliche Vorstellungsprogramm beginnt am Mittwoch, dem 18. Juli, um 21.30 Uhr, im San Martín-Theater mit dem Stück “H3” des Brasilianers Bruno Beltrão und seiner “Grupo da Rua”, die mehr ist als eine Tanzkompanie: Beltrão, der vom Streetdance kommt und zeitgenössischen Tanz und Philosophie studiert hat, versteht sie gleichermaßen als Werkzeug sozialer Emanzipation. Auf einem skizzierten Spielfeld transformiert “H3” Bewegungsmaterial aus Breakdance, Hiphop und Capoeira zu einer zeitgenössischen Choreographie und zu einem faszinierenden physischen Ereignis, das leichtfüßig Fragen an unsere Wahrnehmung von Raum stellt. Es gibt nur eine einzige Vorstellung, Karten zu 90 bzw. 70 Pesos bekommt man an der Theaterkasse (Av. Corrientes 1530).

Mit gleich 120 Darstellern aus allen Generationen konfrontiert der argentinische Autor, Filmemacher und Regisseur Federico León das Publikum bei der Uraufführung seines Stücks “Las Multitudes”. Die räumliche Versuchsanordnung baut auf die Wucht der heterogenen, anonymen Menschenmasse, die dem Publikum wie in einem Spiegel gegenübersteht: zwei Menschenmengen, die im Laufe des Stücks eine gemeinsame Basis finden.

“Las Multitudes”, eine Koproduktion des TACEC mit der Siemens Stiftung und den Berliner Festspielen/Foreign Affairs, wird erstmals am kommenden Freitag, dem 20. Juli, um 21.30 Uhr gezeigt: im TACEC (Centro de Experimentación y Creación del Teatro Argentino de La Plata), 51. Straße zwischen 9. und 10., La Plata, Tel.: (0221) 429.1700. Fünf weitere Vorstellungen sind am 21., 22., 26. und 29. Juli um 21.30 Uhr und am 28. Juli um 17 Uhr vorgesehen. Karten zu 20 Pesos kann man online oder an der Kasse des Teatro Argentino de La Plata erwerben. Infos auf der Webseite des Theaters.

Am 28., 29. und 30. September wird “Las Multitudes” auf dem Festival “Foreign Affairs” in Berlin gezeigt.

Das Stück “Showcase” des New Yorker Dramatikers Richard Maxwell und seiner Gruppe “New York City Players” wird in einem Hotel aufgeführt und ist zum ersten Mal in Südamerika zu sehen. Die Besucher begleiten einen Handlungsreisenden, der sich auf eine Konferenz vorbereitet, aufs Zimmer, wo er überraschend Zeit findet, über sein Leben und seine Träume nachzudenken. Maxwell gilt mit seinem minimalistischen Theater als Visionär und Erneuerer des New Yorker Off-Broadways und bietet ein besonderes, intimes Raumerlebnis. Vorstellungen sind am 19., 20., 21. und 22. Juli, es gibt jeweils drei: um 19, 20.30 und 21.30 Uhr, im Hotel 725 Continental, Av. Roque Sáenz Peña 725. die Karten (60 Pesos) bekommt man online bei Alternativa Teatral.

Die Suche nach neuen Formen von Kollaborationen und Präsentationskontexten zeichnet die Arbeit von Meg Stuart und ihrer Gruppe “Damaged Goods” aus. Als eine der international profiliertesten Choreographinnen bewegt sie sich zwischen den Grenzen der Gattungen. Mit “sand table” bringt sie eine Live-Installation nach Buenos Aires, die sie zusammen mit der bildenden Künstlerin Magali Desbazeille entwickelt hat. Diese stellt einiges auf den Kopf: Von oben nach unten blickt eine kleine Gruppe von Zuschauern auf die Projektion zweier Körper auf einen mit Sand bedeckten Tisch, die von Tänzern zu bizarren Gestalten verändert und bewegt werden. Vorstellungen sind am 19., 20. und 21. Juli jeweils um 20, 21 und 22 Uhr im Espacio Callejón, Humahuaca 3759. Karten (60 Pesos) zu bekommen, ist hier schon etwas schwieriger: Man muss sich entweder ins Theater bemühen oder auf dem Anrufbeantworter (4862-1167) einen Reservierungswunsch hinterlassen – und dann hoffen, dass die Karten am gewünschten Abend auch da sind.

Die begleitende Vortragsreihe mit “Master Classes” im Malba (Av. F. Alcorta 3415), u.a. mit Beatriz Catani und der jungen chilenischen Autorin und Regisseurin Manuela Infante, reflektiert Alternativen zum klassischen Repräsentationstheater aus der Theaterpraxis und fragt, welche anderen Zugänge zum Theater unkonventionelle Raumformate erlauben und welche Impulse für die Szenen davon ausgehen können. Informationen auf der Webseite des Museums.

Im Zentrum des Seminar- und Workshop-Programms steht die Autorenwerkstatt des argentinischen Theatermachers Alejandro Tantanián und der Wissenschaftlerin Cynthia Edul, in der junge Dramatiker aus vielen lateinamerikanischen Ländern sowie Europa ihre eigenen Projekte weiterentwickeln und sich intensiv mit der Theaterszene Argentiniens auseinandersetzen. Christopher Roman (USA/Deutschland) wird in einem Workshop erstmals in Argentinien in den choreographischen Kosmos von William Forsythe und die Verfahren der “Improvisation Technologies” einführen. Die Chilenin Varinia Canto Vila gibt einen Workshop über Bewegungsideen aus dem Arbeitsprozess von Meg Stuart.

Beide Künstler werden im Anschluss nach Chile reisen. Dort bauen die Siemens Stiftung und das Goethe-Institut mit dem chilenischen Kultusministerium eine weitere Werkstatt nach dem Modell der “Sommerakademien” in Lateinamerika auf, die ebenfalls jährlich stattfinden soll. 2013 wird schließlich eine weitere Akademie in Kolumbien folgen. Mit diesen Aktivitäten möchte die Siemens Stiftung die Entstehung eines lebendigen Netzwerks der verschiedenen Theaterszenen Lateinamerikas unterstützen.

Panorama Sur ist ein gemeinsames Projekt der Siemens Stiftung, THE – Asociación para el Teatro Latinoamericano und dem Goethe-Institut in Zusammenarbeit mit u.a. Malba, IUNA, CTBA und Siemens Fundación Argentina, unterstützt von der deutsch-argentinischen Auslandshandelskammer und dem Hotel 725 Continental.

Weitere Informationen erhalten Sie auf der Webseite von “Panorama Sur”.

(Quellen: Webseiten der Siemens Stiftung und von Panorama Sur.)

Foto:
Szene aus “Las Multitudes” von Federico León.

Escriba un comentario