Mitleid unerwünscht
“Ziemlich beste Freunde” endlich auch in Argentinien
Von Fabian Vögtle
Es ist die Geschichte einer wunderbaren und verrückten Freundschaft zwischen einem gelähmten reichen Pariser Aristokraten und einem kriminellen, aus der Vorstadt kommenden, schwarzen Afrikaner, der für ihn arbeitet. In Frankreich von 20 Millionen Kinobesuchern gefeiert, begeisterte der Film auch in Deutschland seit Januar unter dem Titel “Ziemlich beste Freunde” bereits über acht Millionen Menschen. Die bewegende Komödie, die einen zum Dauerlachen bringt, ist eine Hommage an die Lebensfreude und den positiven Umgang mit behinderten Menschen. Was der von François Cluzet – nur mit Mimik und Gestik im Rollstuhl agierend – sensationell gespielte Philippe eben nicht wünscht, ist Mitleid. Und keiner versteht das besser als Driss (köstlich dargestellt von Komiker Omar Sy), der ohne Ende Witze macht und seinem “Chef” das bunte Leben zeigt anstatt als Pfleger bemitleidend an seiner Seite zu sitzen und ihn nur zu füttern.
Dass ein Teil der Einnahmen des so erfolgreichen Films Behinderten zugute kommt, ist eine weitere in der Filmbranche eher untypische Sensation. Denn Philippe Pozzo di Borgo, dessen wahre Lebensgeschichte der Film erzählt, wollte diese jahrelang nicht als Kinostoff verkaufen. Doch mit der Bedingung, fünf Prozent des Gewinns an einen Förderverein für Schwerstbehinderte fließen zu lassen, ging er 2010 auf eine Anfrage ein. Der Verein baut mit der unerwartet hohen Finanzspritze bereits mehrere behindertengerechte Unterkünfte in Frankreich, wo zukünftig Querschnittsgelähmte zusammen mit ihren Betreuern leben können.
So lohnt sich ein Kino-Besuch in diesem Fall gleich in mehrfacher Hinsicht.
- “Amigos intocables” (Intouchables/Ziemlich beste Freunde) – Frankreich 2011. 112 Min. Komödie ab 13. Regie: Eric Toledano und Olivier Nakache. Mit François Cluzet, Omar Sy, Anne Le Ny, Audrey Fleurot, Clothilde Mollet, Christian Ameriud.