Öko-Geschichten von Kindern für Kinder

Das Projekt “Contraseña verde” des Goethe-Instituts Buenos Aires

Von Susanne Franz


Claudio ist acht Jahre alt und lebt in einem Stadtteil unterhalb der Burg von Montevideo, Uruguay. Carolina ist neun und wohnt am Stadtrand von Bogotá in Kolumbien. Milagros aus Lanús in der Provinz Buenos Aires in Argentinien geht in die fünfte Klasse der Primaria. Was diese drei Kinder gemeinsam haben, nicht nur miteinander, sondern mit den meisten Kindern in Lateinamerika und der Welt, ist ihre Sorge um die fortschreitende Zerstörung der Umwelt.

Das Goethe-Institut Buenos Aires hatte vor etwa zwei Jahren die Idee, diese Energie einer heranwachsenden Generation zu nutzen, und schuf in Zusammenarbeit mit lateinamerikanischen Fernsehsendern das dreisprachige Online-Fernseh-Portal “Contraseña verde” (Passwort grün). Hier erzählen Kinder anderen Kindern Öko-Geschichten aus ihrem direkten Umfeld. Die Geschichten sind in brasilianischem Portugiesisch und Spanisch und werden auf Deutsch untertitelt bzw. im Fall von Spanisch und Brasilianisch synchronisiert.

Wer www.contrasenaverde.org anklickt, findet oben eine Leiste mit kleinen Schwarz-Weiß-Porträts der Protagonisten. Fährt man darüber, werden sie farbig, gleichsam lebendig, und laden ein, draufzuklicken und zu sehen und zu hören, was sie zu erzählen haben. Claudio zum Beispiel berichtet von seiner Oma – die wie alle Erwachsenen in den Geschichten nur am Rande vorkommt -, die hat so viel Arbeit, dass sie nicht zum Workshop gehen konnte, der den Nachbarn die Herstellung eines “Zaubertopfes” beigebracht hat, mit dem man beim Kochen jede Menge Strom sparen kann. Kein Problem für Claudio. Er organisiert ein paar Jungs aus der Nachbarschaft und baut der Oma die “olla bruja” einfach selbst. Zur Belohnung kriegen die Freunde am Ende selbstgemachten Milchreis.

Milagros hat mit ihrer Klasse unter Anleitung der Lehrerin eine Mappe über die zerstörerischen Einflüsse des giftigen Riachuelo-Flusses angelegt, an dessen Ufer die Kinder leben. Das argentinische Mädchen hat die Fotos beigesteuert und ist stolz zu erzählen, dass die Schulklasse mit der Mappe bis zum Präsidenten des Obersten Gerichtshofs Argentiniens vordringen konnte, der sich die Sorgen der Kinder anhörte.

Carolina geht auf eine ökologisch ausgerichtete Schule und erzählt vom Bach auf ihrem Schulweg. Sie will ein Bewusstsein bei der Nachbarschaft dafür wecken, dass dieser Bach, der in ein Feuchtgebiet mit schützenswerter Flora und Fauna mündet, nicht verschmutzt werden darf. Sie betont, wie traurig es sie macht, Tag für Tag wieder Müll am Ufer des Flüsschens zu entdecken.

Die lateinamerikanischen Fernsehsender, die die qualitativ hochwertigen Kindersendungen auf Einladung und unter der Betreuung des Goethe-Instituts Buenos Aires produziert haben, sind señalcolombia (Kolumbien), Pakapaka (Argentinien), Tevé Ciudad (Uruguay), TV Brasil (Brasilien) und Vale TV (Venezuela). Mit berechtigtem Stolz können sie auf eine gelungene erste “Spielzeit” von “Contraseña verde” blicken. Und diese Woche findet in Buenos Aires ein Seminar statt, in dem sich alle beteiligten Produzenten zusammensetzen und über das Format der zweiten “Temporada” diskutieren. Zu diesem Anlass ist auch Annick Hilger, ZDF-Redakteurin für Kinder und Jugend, nach Buenos Aires gekommen, um einen Workshop zu erteilen.

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