Deutsches Kinofestival: “Die Summe meiner einzelnen Teile”

Grandios gespieltes Psycho-Drama

Von Susanne Franz


Martin kommt nach einem Burnout in die Psychiatrie. Nach der Entlassung geht alles schief. Die Freundin hat einen Neuen, den alten Job bekommt er nicht wieder, aus der Sozialwohnung wird er herausgeklagt. Schließlich landet er auf der Straße. Kurz vor der völligen Selbstaufgabe taucht Viktor auf, ein zehnjähriger Ukrainer, dessen Mutter an einer Überdosis gestorben ist. Martin beschützt Viktor und lernt von ihm allerhand Tricks, als Obdachloser zu überleben. Schließlich ziehen beide in den Wald, wo sie sich eine Hütte zimmern.

Dass die Idylle nicht andauern kann, ist klar. Martins tyrannischer Vater verrät ihn an die Polizei. Die Hütte wird zerstört und Martin abgeführt. Doch Viktor ist verschwunden, und Martin flieht, um ihn zu suchen.

Ein Gespräch Martins mit seiner Psychologin und kleine Unstimmigkeiten im Film geben Hinweise darauf, dass Martin sich Viktor nur eingebildet haben könnte. Auch Lena, eine Zahnarzthelferin, der Martin hilft, den Sprung in ein selbstbestimmtes Leben zu wagen, könnte eine von Martin abgespaltene oder eingebildete Person sein.

Wie dem auch sei, als Martin am Ende angeschnallt auf der Pritsche in der Klinik liegt, zuckt er nicht mehr und ist entspannt, denn Viktor und Lena sitzen auf einer Düne in Portugal. Real oder eingebildet, haben sie dorthin einen Teil der Seele Martins für immer in Sicherheit gebracht.

Die hervorragende Schauspielleistung von Peter Schneider als Martin in Hans Weingartners Film brachte dem Darsteller eine Nominierung für den Deutschen Filmpreis 2012 als bester Schauspieler ein. Den hätte er verdient gehabt!

Montag, 17. September, 20 Uhr; Mittwoch, 19. September, 22.30 Uhr, im Village Recoleta, Buenos Aires.

Filminfo auf Spanisch.

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