Deutsches Kinofestival: “El amigo alemán”

Gelungene Liebesgeschichtsstunde

Von Stefan Kuhn


Buenos Aires in den 50er-Jahren. Täter und Opfer leben häufig eng beieinander. Deutsche Einwanderer mit NS-Vergangenheit und jüdisch-deutsche Flüchtlinge. Sulamit (Celeste Cid) und Friedrich (Max Riemelt) sind die in Argentinien geborenen Kinder einer Opfer- und einer Täterfamilie. Sie freunden sich an, und aus der Kinderfreundschaft wird Liebe. Als Friedrich herausfindet, dass sein Vater (Carlos Kaspar) ein hoher SS-Offizier war und unter falschem Namen in Argentinien lebt, bricht er mit der Familie und begibt sich auf Spuren- und Identitätssuche nach Deutschland. Sulamit folgt ihm später, aber Friedrich hat sich politisch so sehr radikalisiert, dass die Beziehung daran zerbricht. Er sieht in Deutschland das Land der Täter und geht nach Argentinien zurück, um sich dem bewaffneten Kampf gegen die Militärdiktatur anzuschließen. Sulamit bleibt zurück. Sie erlebt die Heimat ihrer Familie anders – als ein Land, in dem die Kinder die Schuld der Väter aufdecken. Sie geht eine Beziehung mit dem Literaturdozenten Michael (Benjamin Sadler) ein und macht selbst Hochschulkarriere. Alles geht gut, bis Friedrich in Argentinien verschwindet…

Nazis und Juden, Perón und Hitler, NS-Regime und Militärdiktatur, Montoneros und Studentenbewegung, und als roter Faden eine Liebesgeschichte. Es ist ein gefährliches Terrain, auf das sich Jeanine Meerapfel begeben hat. Sie hat es bewältigt. Herausgekommen ist eine gut erzählte unaufdringliche Liebesgeschichtsstunde mit schönen Bildern, überzeugenden Dialogen und hervorragenden Darstellern.

Dienstag, 18. September, 22.30 Uhr, im Village Recoleta, Buenos Aires.

Filminfo auf Spanisch.

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