Heimspiel für Punklegenden

Die Toten Hosen feierten 30 Jahre Bandgeschichte und das 20. Tour-Jubiläum in ihrer zweiten Heimat Argentinien – und sind jetzt Ehrengäste von Buenos Aires

Von Nina Obeloer

Sie sind einer der beliebtesten deutschen Exportschlager in Argentinien: “Die Toten Hosen” spielten am vergangenen Samstagabend im ausverkauften Estadio Cubierto Malvinas Argentinas. Nachdem die letzte Vorgruppe von der Bühne verschwunden war, verlangten Sprechgesänge des Publikums nach Campino & Co. Einige Besucher der oberen Ränge kletterten die Absperrungen herunter, um ganz vorne stehen zu können. Dann geht das Licht aus. Die Menge tobt. Um 21.20 Uhr betritt die Punk-Rock-Band aus Düsseldorf die Bühne. Hinter den fünf Bandmitgliedern prangt das Bandlogo, der Knochenadler. Sie eröffnen das Konzert mit “Ballast der Republik”.

Die Toten Hosen treten gerne in ihrer “zweiten Heimat”, wie sie Argentinien auf ihrer offiziellen Website betiteln, auf. Und der Abend ist ein besonderer Anlass – ein doppeltes Jubiläum sozusagen. Denn in diesem Jahr schreiben “Die Toten Hosen” nicht nur seit bereits 30 Jahren gemeinsam Musikgeschichte, sondern kommen seit 20 Jahren auch regelmäßig für Auftritte nach Argentinien. Dass die Band das angemessen feiern will, beweist sie ihrem Publikum in den folgenden zwei Stunden: Mit mehr als 30 Songs im Gepäck bringen die Hosen die Halle zum Kochen. Zudem wird der Abend auf DVD aufgezeichnet, wie Campino zu Beginn erklärt. Knapp über zwei Stunden tanzen, singen und springen vor allem die vorderen Reihen zu Klassikern wie “Bonnie & Clyde” sowie “Alles was war”. Doch auch einige der neueren Songs vom Album “Ballast der Republik” werden vorgestellt.

Kameramänner für die DVD-Aufzeichnung stehen inmitten von Pogo-Kreisen, während Campino seinem Ruf als Entertainer alle Ehre macht und immer wieder mit dem Publikum spricht, insofern es sein Spanisch zulässt: “Arriba los manos” und “From izquierda to derecho” ruft er und fuchtelt wild mit den Händen rum – und seine Fans tun es ihm gleich. “Mein Spanisch ist nach 20 Jahren hier immer noch so Scheiße”, lacht er, und fügt hinzu: “Aber wahrscheinlich mögen uns die Menschen hier gerade deshalb, weil man uns nicht versteht.” Aber für die ein oder andere Ansage reicht es eben doch: “Una cerveza para todos”, ruft er, während er Dosenbier ins Publikum wirft.

Nach den ersten Songs fragt er mit verschwitztem Oberkörper in die Menge: “Hat jemand ein Shirt für mich?” Prompt bekommt er eines der eigenen Bandshirts entgegengeworfen, welches er sich überstreift. “Ich will nicht ins Paradies, wenn der Weg dahin so schwierig ist…”, fährt er direkt darauf mit dem nächsten Titel fort. Schließlich muss der Lieblingsfußballclub der Band noch gewürdigt werden: “Hinsetzen!”, fordert er das Publikum auf. “Hinsetzen für Fortuna Düsseldorf!” Bei “Steh’ auf, wenn du am Boden bist!” springen alle auf – und brüllen mit.

Als Campino vom doppelten Jubiläum berichtet, singt das ausverkaufte Stadion ein Geburtstagsständchen für die fünfköpfige Band: “Cumpleaños feliz”. Und plötzlich fühlt es sich recht klein und familiär an in der riesigen Halle. Auch der Bandleader zeigt sich ergriffen: “Wir sind tief berührt. In unserer Heimatstadt Düsseldorf hassen uns die Leute”, scherzt er. Er legt sich eine argentinische Flagge über die Schultern und erklärt: “Das Wichtigste ist nicht die Musik, sondern die Leute hier zu treffen!”

Dass die Menschen in Buenos Aires die Hosen lieben, wird spätestens klar, als Norberto “El Ruso” Verea die Bühne betritt. Er verleiht der Band den Titel als Ehrengäste der Stadt Buenos Aires. Sichtlich stolz präsentiert der Frontmann seinem Publikum die Auszeichnung. “Vielen Dank für dieses wunderschöne Geburtstagsfest!” Es folgt das Highlight des Abends: Die Interpretation des Songs “Tage wie diese” auf Spanisch, “Días como estos”. Dazu wird ein Konfettiregen ausgelöst, der die komplette Halle in weiße und rote Schnipsel taucht.

Als Zugabe singen sie “Mi Buenos Aires querido”. Nachdem Campino zuvor schon einige Songs gemeinsam mit “Attaque 77” sowie dem Frontmann der Vorband “PIL” performt hatte, ruft er zur zweiten Zugabe noch einen letzten Gast auf die Bühne: C.J. Ramone, Ex-Bassist der Erfolgsband “The Ramones”. Gemeinsam spielen sie den legendären Rocksong “Blitzkrieg Bop” und das “The Clash”-Cover “Should I Stay Or Should I Go?”. Nach einer dritten Zugabe geht die Band in den verdienten Feierabend. Campino ruft ein letztes Mal: “Hasta muy pronto!”

(Foto: Cristian Lois)

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