Kunst heute und in Zukunft

Kunst und Technologie verschmelzen bei “Fase 4” im Centro Cultural Recoleta

Von Nina Obeloer


Die Frage, wie wir die Welt besser – ergo schöner, grüner und nachhaltiger – machen können, hat nun auch den Kunstsektor erreicht. Die diesjährige vierte Edition des Kunst-Events “Fase” steht unter dem Titel “Post-Ökologie – In Richtung einer nachhaltigen Natur und Kultur”. Noch bis Sonntag nimmt das viertägige Spektakel eine Vielzahl der Säle im Centro Cultural Recoleta in Buenos Aires ein.

Dort drängen sich Menschen in den Gängen, Räumen und Innenhöfen, wo keine Museumsatmosphäre herrscht. Es ist laut, es wird diskutiert – hier lebt die Kunst. Denn zum einen darf man sie anfassen, hören und teils sogar riechen. Zum anderen beschäftigt sich diese Kunst mit ihrem einstigen Gegenpol, der Funktionalität. Denn im Mittelpunkt steht laut Kuratorin Graciela Taquini die “Achse des Aufeinandertreffens von Kunst, Wissenschaft und Technologie”.

So verdeutlicht Santiago Delfino mit seinem Werk “against shadows” die Möglichkeit, Schatten in Licht umzuwandeln. Dabei handelt es sich um eine interaktive Installation: Ein quadratisches fotosensibles Feld ist mit einem ähnlichen Feld aus roten Lämpchen verbunden. Sobald der Betrachter seine Hand über das Feld mit den Sensoren bewegt, leuchten die Lämpchen in genau diesen Schattenbereichen auf.

Die deutschstämmige Künstlerin Edith Matzen Hirsch zeigt ihre Installation “Al sonido del viento”. Zudem wird am Samstag und Sonntag, jeweils von 16 bis 18 Uhr, eine kostenlose Werkstatt für Sechs- bis Achtjährige angeboten, bei der Spielzeugwindmühlen mit der Künstlerin gebastelt werden. Dabei soll über das Überleben unseres Planeten nachgedacht werden. Den Gang hinunter, in Saal 12, können sich die Besucher eine Meinung über das Kollektivwerk “El Arca Obrera”, eine Konstruktion des Museo Taller Ferrowhite, bilden. Dabei handelt es sich um eine Art Luftmatratze, über der kugelförmig eine Plane drapiert ist. Dahinter ist ein Bildschirm installiert. Wer sich trotz der Ähnlichkeit des Objekts mit einer Requisite aus einem Science-Fiction-Film hineintraut, kann durch einen Schlitz auch selbst in die transparente Kugel steigen.


In jedem Fall wird beim Gang durch die Räumlichkeiten eines klar: Es gibt kaum eine künstlerische Ausdrucksmöglichkeit, die hier nicht vertreten wäre. Ausgestellt sind neben Fotografien, Grafiken und Drucken auch (Werbe-)Plakate und Skulpturen unter Verwendung der unterschiedlichsten Materialien wie Wasser, Licht, Holz, Moos oder Plastik. Zudem ist “Fase 4” ein klares Statement gegen eine Kunst, die nur ästhetisch ist. Denn diese Werke geben Anstoß zur Auseinandersetzung mit den Themen Technologie und Nachhaltigkeit, sie beziehen elektronische Medien wie Computer, Video und Projektionen mit ein und machen sie selbst zum Thema.

Die Ausstellung vereint, was Kunst heute und in Zukunft ist und sein wird: Dynamisch, interaktiv und haptisch, ohne Darstellungs- und Vermittlungsgrenzen zu kennen.

  • Fase 4
  • Centro Cultural Recoleta
  • Junín 1930
  • Buenos Aires
  • Mo-Fr 14-21, Sa 10-21, So 12-21 Uhr
  • Eintritt frei
  • Säle 1 und 2, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11 und 12
  • 11.10.-14.10.

Fotos:
Im Patio de la Fuente sind viele weiße Windmühlen platziert worden.

Das Werk vom Museo Taller Ferrowhite in Saal 12 kann man betreten.
(Fotos: Nina Obeloer)

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