Argentinische Geschichte aus einer familiären Perspektive

“Infancia Clandestina”, der argentinische Kandidat für den Auslandsoscar

Von Philip Norten

Die Handlung des diesjährigen argentinischen Oscar-Kandidaten “Infancia Clandestina” basiert auf den Kindheitserinnerungen des Regisseurs Benjamín Ávila, dessen Mutter zu der Guerrillagruppe Montoneros gehörte und vom Militär getötet wurde. Im Mittelpunkt des Filmes steht die Geschichte von Juan, der mit seiner Familie aus dem politischen Exil nach Argentinien zurückkehrt, wo seine Eltern – aktive Mitglieder der Montoneros – terroristische Anschläge gegen das damalige Militärregime planen. Juans Kindheitserlebnisse sind zwiespältig: zum einen wächst er in einem Umfeld auf, in dem Waffen und die Angst vor den Vergeltungsaktionen des Regimes jederzeit präsent sind. Nichtsdestotrotz sind seine Eltern und sein Onkel ihm eine gute Familie und er erlebt in der Schule seine erste Jugendliebe.

Ähnlich wie Jeanine Meerapfel in “El amigo alemán” bedient sich Ávila der persönlichen Geschichte seines Protagonisten, um die historische Vergangenheit Argentiniens wachzurufen. Doch anders als in Meerapfels sehr konventionell geratenem (von der deutschen Filmförderung kofinanzierten) Film überzeugt “Infancia Clandestina” durch anspruchsvolle Kameraarbeit und Musik. Von einer Gesangsszene beim familiären Grillabend abgesehen entgeht der Film zudem der Gefahr des Kitschs, die oft besteht, wenn Filme aus der Perspektive von Kindern erzählt werden.

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