“Immer wieder überraschend”

Alfredo Prior-Ausstellung in der Galeria Vasari

Von Nina Obeloer

Unter dem außergewöhlichen Titel “77 días en la casa flotante” zeigt die Galeria Vasari einige aktuelle Gemälde des argentinischen Künstlers Alfredo Prior. Dabei handelt es sich unter anderem um acht großformatige Gemälde auf Wellpappe, die mit Acryl, Temperafarbe und Pastellen in Grün- und Schlammtöne mit roten, pinken oder gelben Akzenten bearbeitet wurden. Die meisten der Bilder zeigen nichts Eindeutiges, es sind keine feinen Zeichnungen erkennbar, doch trotzdem kann der Betrachter in jedem der Bilder etwas erkennen: Die Farbstriche auf einer der Pappen erinnern beispielsweise an einen Dschungel mit Gestrüpp, Baumwipfeln und Blüten. Auf einem anderen Bild scheinen sich die Wischungen zu einem ruhigen Garten mit einem Brunnen zusammenzufügen.

Prior arbeitet mit Stimmungen, mit Atmosphären, die duch besonders ästhetische Farbkombinationen hervorgerufen werden. Das Besondere: Die Bilder wirken aufwühlend durch hektische Wische, zackige Linien und Farbkleckse, als hätte Prior seine Wut an den Wellpappen ausgelassen – und doch strahlen sie eine vertraute Ruhe aus.

Aus der Reihe fallen nur zwei Werke: Eines davon ist die Kombination von 16 Einzelwerken, die in vier Viererreihen installiert wurden. Jede Abbildung zeigt eine Gestalt, die jedoch nicht sicher identifiziert werden kann, allerdings einem Teddybären mit einer runden Nase und auffälligen Ohren ähnelt. Mal wirkt er sehr traurig, auf einem anderem Bild lächelt er sanft. Auch die Farbgebung unterstreicht die Stimmungen zusätzlich.

Alfredo Prior gehört zur argentinischen Künstlerbewegung der 1980er Jahre. Als kurz nach der Militärdiktatur die Malerei für tot erklärt wurde, versuchten Prior und andere Künstler, sie mit viel Farbe und ausdrucksstarken Werken wiederzubeleben. Abstrakte Darstellungen sowie die Auseinandersetzung und Thematisierung von Fabelwesen sind Kennzeichen der Werke des in Buenos Aires lebenden Künstlers, die ihn durch seine gesamte Karriere begleiteten.

Immer wieder zeigt sich zudem seine Liebe zur japanischen Kultur, die auch in dieser Ausstellung Priors ersichtlich wird: Orientalisch angehauchte Elemente finden sich in den Bildern wieder und zitieren literarische sowie historische Persönlichkeiten der japanischen Geschichte. Die Besitzerinnen der Galerie, Lauren Bate und Marina Pellegrini, arbeiten seit 2003 mit Prior zusammen und stellen in unregelmäßigen Abständen seine Werke aus. Lauren Bate zeigt sich noch immer fasziniert von seiner Arbeit: “Die Art und Weise, wie er mit dem Papier umgeht, ist immer wieder überraschend.”

  • Vasari, Esmeralda 1357, Buenos Aires
  • Mo-Fr 11-20 Uhr
  • Bis 9.11.

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