Hohes Niveau, erschwingliche Preise

Neue Kunstmesse EGGO bis Sonntag im Centro Cultural Recoleta

Von Susanne Franz


Ein exquisites Farbenmeer, wohin das Auge reicht: Über 1000 Werke von 300 Künstlern haben 50 Galerien aus der Hauptstadt Buenos Aires und dem Landesinneren bei der neuen Kunstmesse EGGO im Angebot, die am Mittwochabend im Centro Cultural Recoleta eröffnet wurde. Der Veranstalter – der argentinische Galeristenverband AAGA – hatte großes Glück: Während fast überall in der Stadt ein über zweistündiger Stromausfall alles lahmlegte, waren im Centro Cultural Recoleta die Lichter an – und auch die Klimaanlagen funktionierten, nach einem Tag mit 35 Grad eine Wohltat. So viele Menschen kamen zur Eröffnung, dass man auf den Gängen zwischen den Sälen im Erdgeschoss des Kulturzentrums kaum vorwärtskam.

Mittags durften einige Pressevertreter schon einmal über die Messe laufen, als letzte Galerien wie Carla Rey, die besonders viel Mühe und Liebe in die Präsentation ihrer Künstler steckte – u.a. sind Silvana Blasbalg und Ana Lía Werthein dabei -, noch mit dem Aufbau beschäftigt waren.

Der allgemeine Eindruck ist sehr positiv, die Qualität der Werke – in der Hauptsache Gemälde, Fotografien, Graphiken, Zeichnungen und Skulpturen – von ausgesuchter Qualität. Viele Galerien sind der Empfehlung der Veranstalter gefolgt und haben Preisschilder neben die Werke gehängt, denn EGGO will eine Messe sein, die Berührungsängste abbaut und die jedem Kunstliebenden ermöglichen soll, seine eigene Sammlung zu starten oder mit Kunst sein Leben zu verschönern. Oft würden sich die Leute ja kaum trauen zu fragen, da sie exorbitante Preise erwarteten, sagt Alejandra Laurenzi, Chefin der Galerie C-Arte und eine der Organisatorinnen, die im Saal J neun vielversprechende Künstler präsentiert.

Ein aus unterschiedlich großen, asymmetrischen Teilen zusammengesetztes farbenfrohes Wandgemälde von Luisa Freixas kostet hier 25.000 Pesos – das ist das Preislimit, das die Veranstalter für 70 Prozent der auf der EGGO angebotenen Werke angesetzt haben. Laurenzi verkauft das Werk aber auch in günstigeren Einzelteilen. Bei C-Arte kann man auch schöne Werke aus der Serie “Caldo” von Alejandro Scasso erwerben, einem argentinischen Künstler, der lange Zeit in Köln gelebt hat und der jetzt wieder in Buenos Aires von sich reden macht.

Im großen Cronopios-Saal neben dem Saal J haben renommierte Galerien Platz gefunden, die auch schon mal Werke im höherstelligen Bereich im Angebot haben, etwa Skulpturen von Bastón Díaz (bei Álvaro Castagnino). Bei Sasha D. stehen einige kleinere Skulpturen von Hernán Dompé und einige sehr schöne Werke von Maestro Miguel Dávila, dem Vaters des Galeristen aus Córdoba, zum Verkauf. Auch Marcial Sarrias ist mit seiner Galerie Empatía zugegen und hat beeindruckende Gemälde etwa von Fernanda Piamonti oder Werke von Benavídez Bedoya im Angebot.

Auf der anderen Seite, im “Espacio Historieta”, zeigt “En-Siendo”, eine “Nomaden-Galerie”, zum Beispiel Backlights des Fotografen Matías Ascariz, Künstlername “Go-mero”: Kleine beleuchtete Kästen mit zwei sich überlagernden Fotografien – eine Naturaufnahme und ein Bild eines Körperteils -, die einen Augenblick des Verschmelzens von Mensch und Natur suggerieren. 1000 Pesos ist der Preis für eines dieser Werke.

Im Saal 6 hat eine Kooperative junger Galerien aus Mendoza – Phi, Unísono und A+A – interessante Künstler aus der argentinischen Provinz mitgebracht. Bei Phi etwa zeigt die Galeristin und Künstlerin Leticia Rossi außergewöhnliche Farb-Lithos, die auf Fotografien von Werken der Bildhauerin sowie Gegenständen aus ihrer Kindheit basieren.

Überall wird der Besucher freundlichst empfangen – von den Galeristen, die in ihrem Fach zu Hause sind und ihre Künstler kennen und verstehen, oder auch von den Künstlern selbst, die vom Entstehungsprozess ihrer Werke berichten oder wie der nordamerikanische Fotograf Darin Wixon (bei der Galerie POPA) einladen, sich eine kleine Botschaft aus einer Reihe Zettel zu ziehen, die er in einer Büchse vor seine Fotografien gestellt hat – und schon ist man im Gespräch.

Auf diese offene Atmosphäre bezog sich auch Galerist und Organisator Sasha Dávila, als er in einer kurzen Ansprache an die Presse den ganz speziellen Ort hervorhob, an dem EGGO stattfindet: “Hier im Centro Cultural Recoleta fühlen wir uns alle zu Hause.”

Am heutigen Samstag, 10.11., findet EGGO bei freiem Eintritt im Rahmen der “Langen Museumsnacht 2012” statt, von 19-03 Uhr (mit vielen Extra-Veranstaltungen wie Performances, Konzerten etc.). Morgen, 11.11., ist der letzte Messetag, mit “normalen” Öffnungszeiten von 14-21 Uhr und einem Eintrittspreis von $30.-, ermäßigt $20.- Pesos.

  • Centro Cultural Recoleta
  • Junín 1930, Buenos Aires
  • EGGO-Webseite

Foto:
Alejandro Scasso, “Serie Caldo”, Mischtechnik und Collage auf Papier, 30 x 42 cm.

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