Schuhplattler vs. Break Dance

Clash der Kulturen beim internationalen PASCH-Camp in Villa General Belgrano, Argentinien

Deutsche oder Deutschländer? Die Deutschen aus den deutschen Siedlungsgebieten im Dreieck von Südbrasilien, Paraguay und der argentinischen Provinz Misiones nennen die Deutschen aus Deutschland “Deutschländer”, denn die Deutschen sind ja sie. Und was sind dann der libanesische Tänzer Maradona Akkouch (bekannt aus dem Dokumentarfilm “Neukölln Unlimited”), der in Deutschland geduldet wird, und Ivan Stevanovic, sein in Berlin geborener Trainer mit serbischem Pass und dauerhafter Aufenthaltsgenehmigung? Und was ist Jonas Kecskemethi, in Lima aufgewachsener Deutscher und seit geraumer Zeit gemeinsam mit dem Deutschländer Philipp Patzig, Koch aus der legendären “Bar 25” und jetzt “Kater Holzig”, in verschiedenen Küchen unterwegs? Oder Bárbara Acevedo Strange, chilenische Abiturientin, die seit acht Jahren in Deutschland lebt und seit zwei Jahren über eine “unbefristete Niederlassungserlaubnis” für Deutschland verfügt und jetzt “kulturweit”-Freiwillige am Goethe-Institut Buenos Aires ist?

Sie alle werden gemeinsam mit anderen Deutschländern und Deutsch lernenden Künstlern Lateinamerikas beim Jugendcamp der Initiative “Schulen: Partner der Zukunft” (PASCH) vom 2. bis 8. Dezember 2012 in Villa General Belgrano (Argentinien) ein spielerisches Aufeinanderprallen deutscher Kulturen inszenieren. “Überliefertes neu erfinden, deutsche Traditionen und die Sichtweise auf sie auf den Kopf stellen”, so der Slogan des internationalen Treffens.

Seit 2008 lädt PASCH jedes Jahr rund 100 Schülerinnen und Schüler aus Argentinien, Brasilien, Chile, Costa Rica, Mexiko, Paraguay und Uruguay zu einem solchen Jugendcamp nach Villa General Belgrano ein. Sie alle lernen an ihren Schulen Deutsch. Im Camp bieten dann sogenannte Teamer aus Deutschland und Österreich sowie Deutsch sprechende Teamer aus Lateinamerika eine breite Palette von Workshops an.

Der deutsche Gitarrist Wilhelm Bruck, musikalischer Weggefährte des verstorbenen argentinisch-deutschen Komponisten Mauricio Kagel, der 1973 Kagels legendäres Stück “Zwei-Mann-Orchester” uraufführte, wird mit den Teilnehmern seines Workshops neue Instrumente erforschen und mit Klängen experimentieren. Diese werden in den Videoclip eingearbeitet, wenn in Guerrilla-Aktionen Street Artists dem Schwarzwaldidyll in Villa General Belgrano einen ganz neuen Anstrich verpassen. Auch der Maibaum wurd davon nicht verschont bleiben.

Es kommt zum Clash der Kulturen zwischen Schuhplattler und Break Dance, Schnitzwerk und Street Art. Was ist eigentlich typisch “deutschländisch”? Die Jugendlichen werden über den Tellerrand blicken und einen Eindruck davon bekommen, dass nicht nur Argentinien, Chile, Paraguay und Uruguay Einwanderungsländer sind, sondern auch Deutschland – und zwar eins mit ziemlich vielen Facetten.

Das 6000-Seelen-Nest Villa General Belgrano sieht aus, als hätte sich der Schwarzwald in die argentinische Provinz verirrt: Holzhäuser, deutsche Trachten und Bierzelte. Der Ort wird unter anderem von Nachkommen deutscher Einwanderer bewohnt, die die Traditionen ihrer Vorfahren gewissenhaft pflegen und für touristische Zwecke geschickt vermarkten.

Die Initiative “Schulen: Partner der Zukunft” (PASCH) wurde im Jahr 2008 vom Auswärtigen Amt ins Leben gerufen mit dem Ziel, bei jungen Menschen das Interesse für das moderne Deutschland, seine Gesellschaft und die deutsche Sprache zu wecken. Weltweit gibt es mittlerweile mehr als 1500 Partnerschulen, die von PASCH mit Sprach- und Kulturprojekten unterstützt werden. In Argentinien, Chile, Paraguay und Uruguay ist die PASCH-Initiative an das Goethe-Institut Buenos Aires angegliedert. Das Jugendcamp in Villa General Belgrano ist ein Highlight des Stipendienprogramms von PASCH in Südamerika.

Foto:
Wilhelm Bruck gibt einen Workshop in Villa General Belgrano.

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