Realismus und Melancholie

| Film / Cine | 23/2/13 | 0 comentarios

Maximiliano Schonfelds “Germania” erzählt von Wolgadeutschen in der argentinischen Provinz – und einer Reise ohne Ende

Von Chiara Kettmeir


Sie sind die Nachkommen deutscher Einwanderer, die sich im 18. Jahrhundert im Russischen Reich auf Einladung der deutschstämmigen Zarin Katharina II. an der Wolga ansiedelten, um dort die Steppengebiete mit mitteleuropäischen Landbaumethoden zu kultivieren. Sie brachten die russische Agrarwirtschaft zum Blühen, bis wirtschaftliche und politische Umstände sie zum Auswandern zwangen – und sie schließlich, unter anderem, in Argentinien landeten. Die Wolgadeutschen.

Die Reise der wolgadeutschen Protagonisten in Maximiliano Schonfelds nachdenklichem Debütfilm “Germania” ist jedoch keineswegs zu Ende. Eine Mutter und ihre zwei Teenagerkinder führen in einer deutschsprachigen Kommune in der Provinz Entre Ríos eine Hühnerfarm, sehen sich jedoch wegen einer Tierseuche zum Auswandern nach Brasilien gezwungen.

Mit einem ausdrucksstarken, manchmal schonungslosen Realismus und emotionaler Melancholie zeigt Schonfeld die letzten Tage der Kleinfamilie in ihrem Zuhause – eine Geschichte von Reisenden und ihren Gefühlen des Verlustes, nicht nur der Heimat und des sozialen Umfelds, sondern auch ihrer Identität, und ganz speziell für die Kinder: ihrer Kindheit.

  • “Germania” – Argentinien 2012. 75 Min. Drama ohne Altersbeschränkung.
    Regie: Maximiliano Schonfeld. Mit Brenda Krütli, Lucas Schell, Margarita Greifenstein.

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