Der einfache Wahnsinn des Alltäglichen

Schweizer Medienkünstler Fischli & Weiss im Malba

Von Chiara Kettmeir


Ihre Arbeiten sind meist irritierend. Abseits von Sehgewohnheiten werden mit subtiler Ironie Alltag wie Kunst parodiert. Banale Situationen werden humorvoll-ernsthaft aufgespürt, Alltagsgegenstände werden heroisiert, sie werden zu Protagonisten. Nebensache wird zur Hauptsache, das Unbedeutende gewinnt an Bedeutung.

Fischli & Weiss gehören zu den renommiertesten Gegenwartskünstlern der Schweiz. Das helvetische Künstler-Duo, das sich in den 70ern in der Zürcher Punkszene kennenlernte, brachte sich mit seiner intellektuellen Verspieltheit in die Kunstszene ein – heute gehören sie zu den Top 100 der internationalen Kunst.

Für den internationalen Durchbruch sorgte der 30-minütige Kunstfilm “Der Lauf der Dinge” (1987). In einer Lagerhalle wurde mit verschiedensten Alltagsgegenständen (wie Luftballons, Konservendosen, Autoreifen, Kerzen oder Holz) ein labiles Gebäude aufgebaut, linear, 20-30 m lang. Eine Art Rube-Goldberg-Apparatur, die den Gesetzen der Physik und Chemie folgt: Einmal in Bewegung gesetzt, beginnt eine Kettenreaktion, ein Domino-Spiel, angetrieben von den einzelnen Elementen. Autoreifen rollen über Rampen, Flaschen füllen und entleeren sich, geplatzte Luftballone geben Flüssigkeiten frei, Feuer entzündet kleine Raketen. Jeder einzelne Gegenstand agiert dabei als Protagonist, der Betrachter fiebert mit. Es ist eine Erzählung über Ursache und Wirkung, eine Präzisionsarbeit, die bei der Betrachtung als schön empfunden wird. Gleichzeitig verbirgt sich dahinter eine gewisse Dramatik; es geht um Zerstörung, was aber gleichsam Fortgang bedeutet.

Als einer der bis heute meistgesehenen Kunstfilme überhaupt, ist dieses kontrollierte Happening nun bis 3. Juni im Malba (Av. Figueroa Alcorta 3415, Buenos Aires) ausgestellt.

Foto:
Peter Fischli / David Weiss, Filmstill aus “Der Lauf der Dinge”, 1986/87, Kamera: Pio Corradi, © 2008 Peter Fischli / David Weiss.

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