Theater mal anders
Strindbergs “Pascua” im Teatro Sarmiento
Von Susanne Franz
In Sachen Gastspiele war und ist im “Complejo Teatral de Buenos Aires” (CTBA) gerade einiges los: voriges Wochenende gab es zwei Gratis-Auftritte des US-Ensembles “Doug Varone & Dancers” im Teatro San Martín, gestern und vorgestern brillierte dort die spanische “Compañía Nacional de Teatro Clásico” mit Calderón de la Barcas “La vida es sueño” (letzte Vorstellung: heute), und seit Freitag, dem 19.4., wird im Teatro Sarmiento (Av. Sarmiento 2715) die eigenartige schwedisch-argentinische Koproduktion “Pascua” präsentiert (letzte Vorstellungen: heute und morgen). Das Werk des schwedischen Dramatikers August Strindberg (1849-1912) erarbeitete der argentinische Regisseur Luciano Suardi in Schweden mit dem Stockholmer “alias TEATERN”, einer Gruppe, die aus lateinamerikanischen und spanischen Exilanten der zweiten Generation besteht.
“Pascua” ist in vielerlei Hinsicht ein “anderes Theatererlebnis”. Zunächst stellen sich die Akteure kurz vor und erzählen ihre ungewöhnliche Biografie – wie die entzückende Darstellerin der “Eleonora” Naida Ragimova, die “einen biologischen Vater aus Kuba, einen neuen Papi aus Chile und eine Mutter aus Aserbaidschan” hat. Maria Böhm kann nur Schwedisch, aber das macht nichts, sie ist “nur” die Cellistin. Im Anschluss trägt sie gekonnt zum märchenhaften Klima der Inszenierung bei.
Gezeigt wird das Drama einer Familie, die in ständiger Angst lebt, dass Schuldeneintreiber ihnen auch noch die letzten Möbel wegnehmen. Der Vater sitzt wegen Veruntreuung im Gefängnis, und sie fühlen sich von der Gesellschaft ausgeschlossen.
Man muss ein paar Gänge zurückschalten, die Inszenierung ist nicht an die schnelllebige heutige Zeit angepasst. Es wird gesponnen, fabuliert, weit ausgeholt. Man kann nachvollziehen, wie nach einem langen dunklen Winter die ersten Sonnenstrahlen das ganze Leben verändern – und wie sich auch die Geschicke der Familie dann doch noch zum Guten wenden können. Einziger Wermutstropfen ist das sehr unterschiedliche Niveau der Schauspielleistungen.
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