Posse um Kolumbus-Denkmal

Widerstand gegen Abtransportpläne der Nationalregierung

Von Marcus Christoph

Es ist eine veritable Politposse, die sich gegenwärtig hinter dem Regierungspalast “Casa Rosada” in Buenos Aires abspielt. Die nationale Regierung ist fest entschlossen, das dort seit 92 Jahren stehende Kolumbus-Denkmal abzumontieren und es durch eine Statue zu Ehren der Freiheitskämpferin Juana Azurduy zu ersetzen. Die Stadtregierung ist strikt dagegen – genauso wie die hiesige italienische Gemeinschaft, die das Denkmal 1921 zu Ehren des aus Genua stammenden Seefahrers und Amerika-Entdeckers gestiftet hatte.

Zu einer ersten Zuspitzung kam es am 31. Mai, als Bauarbeiter im Auftrag der Nationalregierung anfangen wollten, das Denkmal für den Transport zu seinem neuen Bestimmungsort in Mar del Plata vorzubereiten. Städtische Funktionäre, Abgeordnete sowie Mitglieder von Nachbarschaftsinitiativen und italienischer Gemeinschaft versuchten, dies zu verhindern, und stießen mit den Sicherheitsleuten des Präsidentenpalastes zusammen.

“Wir wurden vom Militärpersonal der Casa Rosada übel behandelt und gewaltsam vertrieben”, beklagte sich Diego Santilli, der städtische Minister für öffentliche Räume. Er bezeichnete den Umzugsplan für das Denkmal als “Laune” von Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner. Zudem vertrat Santilli die Position, das Monument sei Eigentum der Stadt. Die Nationalregierung habe somit kein Recht, einseitig die Umsetzung anzuordnen.

Die Stadtregierung ist stattdessen der Meinung, dass ein solcher Schritt durch das städtische Parlament legitimiert sein müsste. Auch verwies sie darauf, dass das Grundstück, auf dem das Denkmal steht, ihr gehöre. Die Stadt wandte sich in letzter Minute an die Justiz, die durch einstweilige Verfügung die Abbauarbeiten stoppte. Die Entscheidung fällte Richterin Claudia Rodríguez Vidal, die bereits vor drei Jahren die Kirchner-Regierung verärgert hatte. Damals stoppte sie eine Notverordnung der Präsidentin zum Einsatz von Geldmitteln der Zentralbank zum Schuldendienst.

Am 3. Juni, dem Tag des italienischen Einwanderers, organisierte die italienische Gemeinschaft eine Demonstration zum Erhalt des Denkmals. Am Folgetag schaltete sich auch der italienische Botschafter in Buenos Aires, Guido La Tella, in den Konflikt ein. Der Diplomat ersuchte um ein Treffen mit Präsidentin Kirchner, um diese zu bitten, von dem geplanten Abtransport des Denkmals abzusehen.

Der Streit erfolgt ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, wo in Buenos Aires das Kulturprogramm Italienischer Sommer stattfindet und zahlreiche kulturelle Darbietungen von der Apenninenhalbinsel in der Stadt zu sehen sind.

Die Nationalregierung zeigte sich von den Protesten indes unbeeindruckt. So erklärte Präsidialamtsleiter Oscar Parrilli, dass man weiter an dem Plan festhalte, das Monument nach Mar del Plata zu verfrachten. Dort soll es auf dem Platz vor dem Hotel Provincial aufgestellt werden, wo bereits ein anderes Kolumbus-Denkmal steht.

Hinter der Casa Rosada will man statt des Entdeckers aus Europa lieber der Freiheitskämpferin Juana Azurduy gedenken. Die aus Sucre im heutigen Bolivien stammende Frau kämpfte an der Seite General San Martíns für die Unabhängigkeit der La-Plata-Provinzen von Spanien. Die bolivianische Regierung von Evo Morales unterstützt den Denkmalneubau mit einer Million US-Dollar. Parrilli wertete das Verhalten der Stadt als “Aktion gegen die Nationalregierung”. Auch sei es Anfang des vorigen Jahrhunderts nationales Recht gewesen, das die juristische Grundlage für den Denkmalbau gegeben habe.

Foto:
Am Kolumbus-Denkmal scheiden sich derzeit die Geister.
(Foto: Richie Diesterheft)

Un comentario sobre “Posse um Kolumbus-Denkmal”

  1. Fabian dice:

    So ein Umgang mit Denkmälern ist unwürdig.


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