Kolumbus am Boden
Cristina Kirchner ignoriert Proteste und lässt das Denkmal abmontieren
Von Marcus Christoph
Im Streit um das Kolumbus-Denkmal hinter der Casa Rosada hat die Nationalregierung am vergangenen Wochenende Fakten geschaffen. Mit zwei Kränen ließ sie die Statue zu Ehren des Amerika-Entdeckers abmontieren. Statt auf seinem 19 Meter hohen Sockel lagert das Steinmonument nun auf dem Boden im abgesperrten rückwärtigen Bereich des Präsidentenpalastes.
Dabei hatte das nationale Verwaltungsgericht erst wenige Wochen zuvor bestimmt, dass jedwede Handlung zu unterlassen sei, die einen Abtransport des Denkmals implizieren könnte. Die Empörung von Bürgeraktivisten sowie der Stadtregierung über die Maßnahme der Kirchner-Regierung war entsprechend groß. Die Stadtverwaltung sprach von einem “unglaublichen” Vorgang und verwies auf den erwähnten Richterspruch. Die Nationalregierung suche anscheinend den Konflikt um des Konfliktes willen. Die Stadt kündigte juristische Schritte an.
Um dem von Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner angestrebten Transport des Denkmals nach Mar del Plata vorzubeugen, stellte die Stadtverwaltung Wachen an den Zugängen zu dem Areal hinter der Casa Rosada auf. Seitens der Nationalregierung hieß es, die aktuelle Maßnahme sei erfolgt, um das Denkmal zu restaurieren. Anschließend könne es auch wieder auf seinen angestammten Sockel zurückgestellt werden, so der zuständige Ingenieur Juan Arriegue. Experten bezweifeln indes, dass das Denkmal für Sanierungsarbeiten tatsächlich auf den Boden hätte befördert werden müssen.
Geht es nach dem Willen der Präsidentin, soll das Kolumbus-Denkmal bald einer Statue zu Ehren der lateinamerikanischen Freiheitskämpferin Juana Azurduy weichen. Die in Sucre im heutigen Bolivien geborene Mestizin nahm an den Kämpfen gegen die spanische Kolonialmacht teil. Das Denkmal zu ihren Ehren wird finanziell von der bolivianischen Regierung unterstützt.
Der Staatschefin hat die jüngste Abrissaktion nun eine Strafanzeige eingebracht. Diese reichte der Anwalt Mariano Julio Aguilar im Auftrag von Umweltschützern beim Bundesgericht Comodoro Py ein. Die Vorwürfe: Verletzung der Dienstpflicht und Nichtbeachtung eines richterlichen Beschlusses.
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Das Kolumbus-Denkmal liegt nun auf dem Boden im abgesperrten rückwärtigen Bereich des Präsidentenpalastes.