Historisches Baudenkmal in Gefahr

Marcel Breuers “Parador Ariston Café” in Mar del Plata

Von Philip Norten


1947 kam der damals schon bekannte Bauhaus-Architekt Marcel Breuer (1902-1981) auf Einladung der UBA nach Argentinien, um ein achtwöchiges Seminar an der Architekturfakultät zu veranstalten. Breuer war damals schon eine Größe für Architekten aus aller Welt. Aus einer jüdischen Familie stammend und in Pécs (Ungarn) geboren, wechselte er nach wenigen Wochen des Studiums an der Kunstakademie Wien an das damals neugegründete Bauhaus in Weimar. Dort begann er zunächst eine Tischlerlehre. Seine damals geweckte Leidenschaft für das Möbeldesign kann man in seinen ikonischen Möbelentwürfen (z.B. den berühmten Freischwingern und Stahlrohrmöbel) wiedererkennen.

Noch in Weimar wurde Breuer Mitarbeiter in Walter Gropius’ Architekturbüro. Obwohl er nie eine klassische Architektenausbildung erhielt, die am Bauhaus nicht vorgesehen war, wurde er zu einem der berühmtesten Vertreter der Bauhaus-Architektur. 1933 musste Breuer wegen seiner jüdischen Herkunft Deutschland verlassen. Er emigrierte 1937 in die Vereinigten Staaten, wo er gemeinsam mit Walter Gropius die Architekturfakultät der Harvard University aufbaute und auch ein Architekturbüro betrieb. Später gründete er sein eigenes Büro und widmete sich fast ausschließlich der Bautätigkeit. Er starb 1981 in New York.

Während Breuers Aufenthalt in Argentinien entstand zwischen August und September 1947, in Zusammenarbeit mit den argentinischen Architekten Carlos Coire und Eduardo Catalano, das “Parador Ariston Café”. Am Playa Serena an der Provinzstraße Nº 11 nach Miramar gelegen, wurde das Ariston Café als Restaurant, Club und Veranstaltungsort konzipiert. Im Erdgeschoss befanden sich der Empfangsraum, Toiletten und die Küche, und im Obergeschoss der Salon, eine Bar und die Tanzfläche.

Die Umgebung war damals noch nicht bebaut und die einzigartige Kleeblattform des Grundrisses mit dem umlaufenden Fensterband ermöglichte eine ungestörte Aussicht auf Meer und Dünen. Das gesamte Gebäude beruht auf einer Stahlbetonstruktur – ein Charakteristikum der modernen Architektur. Diese ermöglicht es, die tragenden Elemente eines Baus nach Innen zu verlagern und die Fassaden so fast vollständig zu verglasen. So beruht die Struktur des Ariston Cafés auf vier Pfeilern des Erdgeschosses, die nicht nur die umlaufenden Fensterbänder der beiden Geschosse bedingen, sondern es den Architekten auch erlaubten, das Obergeschoss weit hervorkragen zu lassen. Erst so wurde die charakteristische organische Kleeblattform des Gebäudes möglich.

Heute befindet sich das Gebäude in einem schlechten Zustand, da es bereits seit mehreren Jahren leersteht. Grundstück und Gebäude befinden sich weiterhin in Privatbesitz, wodurch die nötige Restaurierung und Wiederbelebung erschwert wird. Seitens von Architekten und Anwohnern gibt es Bemühungen, das Gebäude unter Denkmalschutz zu stellen. Als Gründe werden nicht nur die internationale Bedeutung Breuers, sondern auch der innovative Einsatz der Baumaterialien, der die charakteristische Kleeblattform des Cafés ermöglicht hat, aufgeführt. Das “Parador Ariston Café” hätte diesen Denkmalstatus wahrlich verdient, denn es ist eine der wenigen Architektur-Ikonen der internationalen Moderne in Argentinien.

Fotos von oben nach unten:

Original und Zustand 2004.

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