Kult-Künstler und Ketzer

León Ferrari im Alter von 92 Jahren gestorben

Von Susanne Franz

Am 25. Juli ist der argentinische Konzeptkünstler León Ferrari im Alter von 92 Jahren in seiner Heimatstadt Buenos Aires gestorben. Bis ins hohe Alter war er ein harscher Kritiker politischer Missstände und kirchlicher Dogmen. Sein berühmtestes Werk, die Skulptur “La civilización occidental y cristiana” (Die abendländische, christliche Zivilisation) zeigt eine Holzfigur des gekreuzigten Christus, der an einem US-amerikanischen Bomber hängt. Sie entstand 1965 als Protest gegen den Vietnamkrieg.

Im Jahr 2004 wandte sich der damalige Erzbischof von Buenos Aires Jorge Bergoglio – jetzt Papst Franziskus – mit scharfen Worten gegen eine Ausstellung Ferraris im Centro Cultural Recoleta von Buenos Aires, die sich zum Teil sehr kontrovers mit der katholischen Kirche auseinandersetzte. Dass die Ausstellung dann von einer Gruppe
streng religiöser Fanatiker vandalisiert wurde, trug nur weiter zur Verehrung
bei, die besonders junge Künstler in Argentinien Ferrari bis zu seinem Tod entgegenbrachten.

Der Sozialkritiker und selbsterklärte Häretiker León Ferrari war Sohn einer italienischen Einwandererfamilie. Sein Vater Augusto Ferrari war ein berühmter Maler und Architekt, der sich besonders der Gestaltung von Kirchen widmete, seine Mutter Keramikkünstlerin. Über die Keramik fand der Student der Ingenierswissenschaften León
dann auch zur Kunst, später arbeitete er mit Gips, Holz oder Draht und schuf Collagen, Gemälde und Skulpturen. 1961 fertigte Ferrari die erste abstrakte Zeichnung an, “Ininteligible”, die Teil einer Serie wurde, die sich bis zu seinem Tod fortsetzte. Der Künstler verwendete auch oft Text, meist Zeitungsausschnitte oder auch Gedichte.

Ferrari wurde im Jahr 2007 mit dem Goldenen Löwen für den besten Künstler auf der Kunstbiennale von Venedig ausgezeichnet. 2012 erhielt er den Konex-Preis in Platin
als bester Konzeptkünstler 2002- 2006 und den Brillant-Konex als Künstler des Jahrzehnts. Schon 1992 und 2002 war er mit Konex-Preisen geehrt worden. Er war auch ein Guggenheim-Stipendiat.

Ferraris Arbeiten sind u.a. im MoMA in New York, im Centro de Arte Reina Sofía in Madrid und dem Museum für Moderne Kunst in Sao Paulo vertreten.

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