Durch die Brille des Kurzfilms – Nachlese zum 13. Deutschen Kinofestival von Buenos Aires

| Film / Cine | 5/10/13 | 0 comentarios

Youdid Kahveci, deutsche Jungregisseurin, über ihren neuesten Kurzfilm und ihre Arbeit als Regisseurin

Von Maren van Treel

In dem Hotel in Recoleta, in dessen Lobby wir zum Interview verabredet sind, hätte Youdid Kahveci wohnen können. Die Jungregisseurin, deren neuester Kurzfilm “Über rauhem Grund” Mitte September im Rahmen des 13. Deutschen Kinofestivals in Buenos Aires zu sehen war, sollte eigentlich dort untergebracht sein. Ein sehr schöner Ort, ruhig, hell und vom Lärm der Stadt abgeschirmt. Ein Ort zum Entschleunigen, mit weißen Sofas und vielen Pflanzen.

Aber sie wollte lieber in San Telmo wohnen, im “wahren” Buenos Aires.

Youdid Kahveci, die die Schreibweise ihres Vornamens ändern ließ, ist schon immer kunstaffin gewesen. In einer Akademikerfamilie sei es allerdings keine Selbstverständlichkeit gewesen, sich in Richtung Kunst zu orientieren. Zum Filmemachen ist die daher über Umwege gekommen. Zunächst eine Ausbildung zur Gärtnerin, dann Stellen als Barkeeperin in Berliner Kneipen. Etwas, das sie jetzt neben den Filmen immer noch macht, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen.

Wenn sie mit einem Film eine Geschichte erzählen möchte, beginnt sie sie immer von einem konkreten Ort aus. Die Idee dafür kommt ihr spontan. Es seien “Dinge, die mich stören an unserer Gesellschaft”, mit denen sie sich in ihren Filmen beschäftige. Deshalb sei es oft eine sozialkritische Botschaft, die sie den Zuschauern mit auf den Weg geben wolle, oder einfach einen Denkanstoß. So sieht der Zuschauer die Probleme der Gesellschaft gewissermaßen durch die Brille ihrer Filme.

Ihr Kurzfilm “Über rauhem Grund” handelt beispielsweise von Sozialbestattungen, oder etwas allgemeiner: von der Würde eines Menschen. Aber es geht nicht nur im Film selbst um dieses Thema, auch bei den Dreharbeiten war es allgegenwärtig. Denn fast alle Darsteller sind Komparsen und werden an den meisten Filmsets schlecht behandelt. Dieses Mal aber erfüllte sich für alle der Komparsentraum einer Sprechrolle und sie wurden würdevoll behandelt. So kann es auch gehen.

Wenn Youdid Kahveci eine Idee für einen Film hat, recherchiert sie zuerst gründlich zum Thema. Dann fängt sie an, das Ganze zu verarbeiten, indem sie einen Film daraus macht – oft mit einer Tendenz zum Surrealismus. Das gebe dem Zuschauer die Möglichkeit, sich selbst auf die Suche nach Lösungen zu machen. Ihr Film stelle dazu nur die richtigen Fragen. Das Schöne daran ist, dass alles von einer ganz alltäglichen Situation ausgeht, zum Beispiel dem Stammtischabend in der Berliner Eckkneipe.

Dennoch bleibt da natürlich die Unsicherheit, wie die Filme ankommen. Ich frage sie, wie sie den Erfolg einer ihrer Filme definiert. Zuerst sei es toll, wenn der Film gesehen werde, findet sie. Aber wenn er beim Publikum auch Emotionen auslösen konnte und sie selbst das Gefühl hat, den Film gemacht zu haben, den sie machen wollte, dann sei das für sie ein Erfolg.

Zur Zeit arbeitet Youdid Kahveci an einer Adaption des Werkes “Hochzeitsvorbereitungen auf dem Lande” von Franz Kafka. Sie erzählt, dass sie es allerdings auf die Rolle einer Frau umgeschrieben habe und sich darin mit dem Thema Zweifel beschäftige. Man darf gespannt sein.

Escriba un comentario