Neue Dimensionen des Überlebens
“Fase.05” beleuchtete die Beziehung von Mensch und Natur im technologisierten Alltag
Von Janina Knobbe
Unter dem Motto “Metáforas de la superviviencia” – Metaphern des Überlebens zeigten nationale und internationale Künstler in der Zeit vom 8. bis zum 11. November ihre Installationen, Projekte und Performances im Centro Cultural Recoleta. Das Motto des jährlich stattfindenden Events “Fase” machte auf die Intervention von neuen Technologien in unserem alltäglichen Leben aufmerksam und verdeutlichte an Hand der gezeigten Projekte, wie diese unseren Umgang mit globalen Problemen wie Umweltschutz, Klimawandel, Krise und Dekadenz beeinflussen. Beim Durchwandern der Ausstellungsräume wurde dem Besucher rasch eine kritische Haltung gegenüber aktuellen gesellschaftlichen und politischen Diskursen vermittelt.
Die Installation eines Künstlerkollektivs bestehend aus neun Studentinnen der Universidad Museo Social Argentino trat besonders hervor. Unter dem Titel “Refugio” zeigten die Künstlerinnen einen quadratischen Raum, der aus wiederverwertbaren Materialien bestand, wobei es sich um grüne Plastiktüten sowie Tetrabrik handelte. Der Innenraum des Quadrats war mit aneinander geklebten Plastiktüten ausgekleidet, wobei ein Foto von einem Wald in Misiones als Vorlage gedient hatte. Besucher konnten den Raum barfuß betreten und dabei einen aus zerschnittenen Plastiktüten bestehenden Rasen unter ihren Füßen spüren. Hinzu kamen die Geräusche von Lastwagen, die Müll abladen, welche gespickt waren mit Vogelgezwitscher, um dem Besucher die Metamorphose unserer Natur zu verdeutlichen.
Laut den Künstlerinnen entstand die Idee durch das Nachsinnen über den modernen Menschen in der Natur, welche laut Melisa Schmitz nicht mehr real ist, da die Natur allgegenwärtig durch den Menschen beeinflusst wird. Dennoch fühlt sich der Mensch zur Natur hingezogen, was die Künstlerinnen dazu veranlasste, eine artifizielle Natur aus nicht kommerziellen und recycelbaren Materialien zu konstruieren, um unsere “zeitgenössische Natur” zu veranschaulichen sowie der Notwendigkeit des Recycelns Nachdruck zu verleihen. Die Installation wurde begleitet von einem Video, das den sechsmonatigen Entstehungsprozess des “Naturquadrats” zeigte.
Das Intermezzo von Natur und Technologie wurde auch durch das Ausstellungsobjekt der mexikanischen Botschaft unter dem Titel “Perejil buscando el sol” charakterisiert. Hierbei handelte es sich um zwei kleine Roboter in Form von Miniaturvasen, die, mit Solarzellen ausgestattet, jeweils ein Petersilienpflänzchen beherbergten. Unter einem Scheinwerfer bewegten sich die mit kleinen Rädern ausgestatteten Vasen nach dem künstlichen Sonnenlicht. Das Projekt verwies somit auf die Problematik urbaner Lebensräume, die den Menschen und auch Flora und Fauna neue Strategien des Überlebens abverlangt.
Viele weitere Projekte zeigten ebenfalls die Entfremdung des Menschen von der Natur sowie den Wandel der Natur durch die Intervention von neuen Technologien. Aber auch zwischenmenschliche Themen wie häusliche Gewalt oder die Überwachung des Menschen durch den Menschen mittels technischer Werkzeuge wie Kameras und Alarmanlagen wurden an Hand weiterer Ausstellungsobjekte thematisiert und auf künstlerischer Ebene veranschaulicht.
Foto:
Die solarangetriebene Petersilie.
(Foto: Janina Knobbe)