Aufgearbeitete Familiengeschichte

Der Dokumentarfilm “Huellas” von Miguel Colombo

Von Philipp Boos

huellas
In “Huellas” dokumentiert Miguel Colombo seine Familiengeschichte und rekonstruiert das Leben seines Großvaters Ludovico. Wie so viele Italiener hatte dieser im zweiten Weltkrieg gedient und war, von dieser Erfahrung gezeichnet, nach Argentinien ausgewandert. Der Enkel verfolgt seine Spuren, sucht u.a. den Geburtsort seines Großvaters auf und findet sich dabei selbst.

Teilweise ist die Geschichte mit sehr einfachen filmischen Mitteln dokumentiert, was den Action-gewöhnten Zuschauer eingangs irritiert. Colombo nutzt Archivmaterial in Schwarz und Weiß, Dias und Interviews, um das Leben seines Großvaters zu rekonstruieren. Doch schon bald lässt einen diese sehr persönliche Geschichte nicht mehr los. Colombo reist nach Norditalien, so wie er die argentinische Wüste besucht, in der er auf unbekannte Geheimnisse stößt. Nach seiner Rückkehr und neuen Erkentnissen sucht er das Gespräch mit seiner Mutter.

“Huellas” kommt ohne Schnörkel aus, der Ich-Erzähler beschränkt sich auf das Wesentliche und nimmt sich dabei Zeit für die Menschen und Ereignisse. “Huellas” ist die Geschichte einer Familie und die jeder Familie inhärenten Strukturen und Beziehungen. Colombo fragt nach, sucht das Gespräch, und gelangt dadurch – im Kontext der Familiengeschichte – zu einem tieferen Verständnis seiner selbst. Denn nichts ist selbstverständlich. Was führt zu Entscheidungen? Wer bin ich? Und wie sehr hängt meine eigene Identität mit den Vorfahren oder von den Entscheidungen dritter ab? “Huellas” ist Puzzle-Arbeit und eine Ermutigung zum tieferen Verstehen.

“Huellas” ist ab 13 Jahren freigegeben und läuft täglich um 16.45 Uhr und 22.50 Uhr im Espacio INCAA Gaumont, Av. Rivadavia 1635, Buenos Aires. Eintritt: 8 Pesos.

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