Folklore-Sängerin als erste Kulturministerin

Teresa Parodi löst als erste Kulturverantwortliche im Ministerrang Staatssekretär Jorge Coscia ab

Von Marcus Christoph

cfk kultur
Teresa Parodi ist die erste Kulturministerin Argentiniens. Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner nahm der populären Folklore-Sängerin am Mittwoch in der Casa Rosada den Amtseid ab. Der Vorgang ist gleich in zweierlei Hinsicht ein Novum: Erstens übernimmt damit in Argentinien erstmals eine bekannte Persönlichkeit aus der Musikbranche ein hohes Regierungsamt – wie es beispielsweise in Brasilien mit dem Sänger Gilberto Gil als Kulturminister sowie in Peru mit der Sängerin Susana Baca in dem gleichen Amt bereits Vorbilder gibt. Zweitens gibt es in Argentinien erstmals einen Kulturverantwortlichen im Ministerrang. Bislang wurde das Ressort lediglich als Staatssekretariat verwaltet. Erst durch ein Dekret der Präsidentin in dieser Woche wurde das Kulturministerium geschaffen. Somit gibt es aktuell 16 Ministerien.

Der bisherige Staatssekretär für Kultur, der Filmemacher Jorge Coscia, hatte zuvor auf persönlichem Wunsch der Präsidentin seinen Rücktritt erklärt und so den Weg freigemacht für Parodi, die mit bürgerlichem Namen eigentlich Teresa Adelina Sellarés heißt. Gemäß Darstellung der Zeitung “La Nación” sei Cristina mit Coscias Amtsführung nicht zufrieden gewesen. Diese sei “träge und ermüdend” gewesen und habe nur “dürftige Ergebnisse” erzielt, wie das Blatt unter Berufung auf nicht näher bezeichnete Quellen aus dem Regierungsumfeld berichtet. Zudem ist von Missmanagement die Rede.

Cristina entschied sich zu einer Neuaufstellung der Kulturverwaltung. Sie griff am Dienstagabend zum Telefonhörer und bot Parodi an, am Folgetag die erste Kulturministerin des Landes zu werden. Die ersten Stellungnahmen der Folklore-Sängerin nach ihrer Nominierung standen dementsprechend noch ganz im Zeichen der Überraschung: “Es ist eine Ehre. Ich bin immer noch völlig erstaunt, aber ich bin bereit zu arbeiten”, erklärte Parodi. Die neue Kulturministerin kündigte an, dass ihre Behörde ein “Haus der offenen Türen” sein werde. Man werde darauf hinwirken, dass “die wunderbare kulturelle Vielfältigkeit Argentiniens deutlicher sichtbar” werde.

Parodi gilt als treue Anhängerin der Präsidentin und deren “Regierungsmodell”. Sie bringt Erfahrung mit Ämtern mit: In Buenos Aires war sie in der Regierungsmannschaft des einstigen Bürgermeisters Aníbal Ibarra für Musik zuständig. Später fungierte sie als Leiterin von Ecunhi, der Kultureinrichtung der “Mütter der Plaza de Mayo”, die ihren Sitz in der ESMA-Gedenkstätte hat.

Foto:
Teresa Parodi (r.) wird von Cristina als Kulturministerin vereidigt.
(Foto: Presidencia)

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