Ein Haus voller Geschichte(n)

In der Casa Fernández Blanco wird die einzigartige Puppensammlung der Schwestern Mabel und María Castellano Fotheringham als Dauerausstellung präsentiert

Von Philip Norten

Am 14. Juli 2012 eröffnete das Museo de Arte Hispanoamericano Isaac Fernández Blanco seinen neuen Zweitsitz in der historischen Casa Fernández Blanco (Hipólito Irigoyen 1420), deren Besuch sich gleich doppelt lohnt. Das eklektizistische Gebäude im Stil der Neorenaissance war ursprünglich das Wohnhaus des Kunstsammlers Isaac Fernández Blanco und der erste Sitz des Museums, das noch heute seinen Namen trägt. 1880 errichtet, wurde das Gebäude in unterschiedlichen Etappen immer wieder erweitert, um den Bedürfnissen des Hausherren gerecht zu werden. So u.a. 1901 von Alejandro Christophersen, dem dänischstämmigen Architekten, der beispielsweise für den Palacio San Martín verantwortlich zeichnet. Hervorzuheben sind an dem Gebäude vor allem die reiche Innenausstattung wie z.B. die Holzarbeiten und Glasmalereien, die zum Teil eigens aus Europa importiert wurden.

Die heute etwas abseits erscheinende Lage der Casa Fernández Blanco täuscht dabei den heutigen Besucher: Das Haus ist nur wenige Meter von der Avenida de Mayo entfernt, dem damals neuen Zentrum der Stadt, wo sich die neuesten und besten Restaurants, Theater und Hotels befanden. Schon früh öffnete Fernández Blanco sein Heim zu bestimmten Zeiten der Öffentlichkeit, um seine große Sammlung von Musikinstrumenten und hispanoamerikanischer Kunst zu zeigen. 1922 verkaufte er seine Sammlung für einen symbolischen Betrag an die Stadt Buenos Aires mit der Bedingung, dass das künftige Museum seinen Namen tragen solle. 1943 zog das Museum um und befindet sich heute im Palacio Noel, während die Casa Fernández Blanco lange leerstand und erst in den letzten Jahren von der Stadt gekauft werden konnte, die darauf beschloss, das Haus zu einem Zweitsitz des Museums auszubauen. Nach umfangreichen Restaurierungsmaßnahmen präsentieren sich nun die ersten Räume des Erdgeschosses – wie z.B. das repräsentative Treppenhaus und der Speisesaal – wieder in ihrer ursprünglichen Pracht.

Neben der Architektur zieht eine ganz besondere Sammlung die Aufmerksamkeit der Besucher auf sich: Unter dem Titel “Había una vez…” wird in den ersten wiedereröffneten Räumen des Museums die einzigartige Puppensammlung der beiden Schwestern Mabel und María Castellano Fotheringham präsentiert. Die traditionelle Einleitungsform für Märchen “Es war einmal…” macht dabei deutlich, dass uns die unglaubliche Vielzahl an historischen Puppen – die in eigens hergestellten Vitrinen sehr liebevoll ausgestellt werden – in eine Welt der Kindheit, Märchen und Träume entführen soll. Die große Vielfalt an Typen und Modellen sowie die liebevolle Gestaltung und handwerkliche Meisterschaft bei deren Herstellung macht dabei auch auf einen gesellschaftlichen Wandel aufmerksam und veränderte Vorstellungen von Spiel, Mode, Geschlechterrollen und Erziehung.

  • Casa Fernández Blanco
  • Hipólito Yrigoyen 1420, Buenos Aires
  • Di-Fr 12-18, Sa und So 11-17 Uhr. feiertags geschlossen
  • Eintritt 2 Pesos, Mi und Do gratis
  • Webseite

Fotos:
Der Speisesaal der Casa Fernández Blanco.

Die historischen Puppen sind in eigens hergestellten Vitrinen ausgestellt.

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