Wie Ideologien entstehen

Am Anfang standen Frau Behn und Frau Mead

Von Friedbert W. Böhm

97p/33/huty/7780/10Aphra Behn, geboren 1640, war die erste professionelle Schriftstellerin Englands, eine Frauenrechtlerin, Gegnerin der Sklaverei und Kritikerin der Kolonialmächte. Sie schrieb zahlreiche Theaterstücke und Romane. Als Kind war sie, nach eigenen Angaben, einige Zeit in der damaligen englischen Kolonie Suriname, dem heutigen niederländischen Guayana. Dort handelt auch ihr erfolgreichster Roman “Oroonoco – oder Der königliche Sklave”. Der schöne, kluge, starke und gute afrikanische Königsenkel wird in die Sklaverei nach Südamerika verkauft, wo er seine schöne, kluge, liebe und gute Braut wieder trifft. Die Autorin behauptet, die Hauptfigur selbst aus der Nähe gekannt zu haben, wie auch die dortige indianische Gesellschaft, die sie als außerordentlich friedlich, keusch, wahrheitsliebend und arbeitsam schildert.

Der Roman wird bald übersetzt und vom damals kleinen, aber einflussreichen europäischen Publikum erstaunt und begeistert aufgenommen und verbreitet. Er trägt nicht unwesentlich zur späteren Sklavenbefreiung bei. Seinen soziologischen Aussagen wird Glauben geschenkt wie heutzutage den Ergebnissen verhaltenswissenschaftlicher Forschungsarbeit.

Auch Jean-Jacques Rousseau wird das Buch gelesen haben. Er ist ein dilettantischer Politphilosoph mit etwas unstetem Lebenswandel. Im Vorfeld der Französischen Revolution berät er die Welt über bessere Gesellschaftsformen. In seinem Hauptwerk “Du Contrat Social” verherrlicht er den “Edlen Wilden”, genau wie Frau Behn. Er klärt darüber auf, dass der Mensch edel, hilfreich und gut geboren sei und nur durch die Gesellschaft verdorben werde. Voltaire hält nichts von seinen Erkenntnissen. Sie stehen auch, wie wir heute wissen, in krassem Widerspruch zu den Ergebnissen jeder Wissenschaft, der Ethologie, der Biologie, Neurologie, Geschichts- und Verhaltensforschung.

Trotzdem feiert der Edle Mensch fröhliche Urständ. Alle hören und glauben wir gern, dass unsere Untugenden gar nicht selbstverschuldet sind, sondern Ergebnis verderblicher Einflüsse durch Eltern, Lehrer, Arbeitgeber oder eben “dem System”, in dem zu leben wir gezwungen sind. Schuld haben immer “die Anderen”. Generationen von Literaten, Soziologen, Psychologen, Journalisten, Juristen und Politikern haben uns in dieser Überzeugung bestärkt und sich selbst dadurch gute Einkommen gesichert.

Und jetzt wundern wir uns darüber, dass in unserer Gesellschaft Schmarotzer gezüchtet, Ordnungsstörer hofiert, Korrupte geduldet und Verbrecher – wenn überhaupt – nur milde bestraft werden.

Margaret-MeadMargaret Mead war eine nordamerikanische Anthropologin, die zu Anfang des XX. Jahrhunderts im pazifischen Raum arbeitete und als Wegbereiterin der “Sexuellen Revolution” gilt. Sie behauptete, in ihren Feldstudien herausgefunden zu haben, dass die Geschlechterrollen nicht durch die Natur, sondern durch die Kultur bestimmt seien. Etwas vereinfacht: Wenn ein x-beliebiges Kleinkind rosa gekleidet und mit Puppen umgeben wird, kommt ein Mädchen heraus. Bekommt es aber hellblaue Hosen angezogen und Autos zum Spielen, wird es ein Junge.

Mit etwas über 20 verbrachte sie ein halbes Jahr oder so in Samoa, worauf ihr Erstwerk entstand, “Coming of Age in Samoa”, das ihren Aufstieg und späteren Ruhm begründete. Jahre später stellte Freeman, ein in Samoa aufgewachsener Anthropologe, fest, dass dieses Werk reinem Wunschdenken entsprang. Mead war der Sprache unkundig (nahm täglich 1 Stunde Unterricht), lebte in einer englischen Familie (da sie die einheimischen Wohnungen als abstoßend empfand) und hatte so gut wie keinen Zugang zu einheimischen Männern. Ihre “Forschung” bestand im Befragen junger Mädchen nach ihren Sexualgewohnheiten (gewiss über Dolmetscher). Was werden diese wohl einer Fremden über ihre Intimitäten erzählt haben?

Trotzdem feiert der Mensch kultur- (oder selbst-)bestimmter Sexualität fröhliche Urständ. Meads Wunschdenken hat sich mittlerweile in eine Wissenschaft verwandelt, die “Gender Studies”.

Immer mehr Mitmenschen fragen sich jetzt verstört, ob sie sich nicht von einem Psychiater oder Psychologen (oder Chirurgen) von der Vermutung befreien lassen sollten, von ihren biologischen Geschlechtsmerkmalen betrogen worden zu sein.

Escriba un comentario