“Klappe zu und Vorhang auf!”

| Film / Cine | 2/12/14 | 0 comentarios

Mar del Plata im Film-Fieber

Von Michaela Ehammer

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Was haben filmische Größen wie Alfred Hitchcock, Daniel Tinayre oder Ingmar Bergman gemeinsam? Ihre Filme waren unter anderem Teil beim 29. “Festival Internacional de Cine” in Mar del Plata, welches vom 22. bis 30. November stattfand. Und so verwandelte sich der Mode-Ferienort Argentiniens in ein Meer aus Blitzlichtgewitter, prominenter Gäste wie Viggo Mortensen, Journalisten und Fotografen – fast so wie in Hollywood.

“Die Leidenschaft und die Liebe für Filme vereint uns hier im Kino, um gemeinsam in neue Welten einzutauchen”, so Intendant Fernando Spiner. Das Seebad Mar del Plata wurde vom Film-Fieber gepackt und mit ihm seine Einwohner und Besucher. Wer von den 376 Beiträgen aus 42 Ländern so viele wie möglich anzuschauen versuchte, eilte den ganzen Tag von Kino zu Kino und von einem Beitrag zum nächsten in der Stadt herum – wie bei einem Marathonlauf. Und das für unschlagbare 20 Pesos pro Film!

Alle Sektoren der Filmindustrie waren vertreten, darunter unter anderem internationale, lateinamerikanische und argentinische Filme, Retrospektiven, unveröffentlichte Filme sowie große Klassiker. Der Film “Pasolini”, ein Drama von Regisseur Abel Ferrara, war eindrucksvoller Auftakt des Festivals, und Esteban Sapirs bewegender Kurzfilm brachte dem Zuschauer vor jedem Film die wichtigsten Momente aus den vergangenen Festivals in Erinnerung, verbunden mit ästhetischen Aufnahmen der Umgebung.

Am Samstag, dem 29. November, wurden die Gewinner in den drei Kategorien International, Lateinamerika und Argentinien ausgezeichnet. Die Preise verteilten sich in die ganze Welt. Als großer Sieger des Festivals ging “Come to My Voice” des türkischen Regisseurs Hüseyin Karabey hervor, der in seinem Film die Geschichten gewöhnlicher Charaktere beschreiben wollte, welche auf der Leinwand nur selten zu sehen seien. Er wolle seinen Zuschauern sowohl Tränen als auch ein Lächeln ins Gesicht zaubern und auf viele Dinge in unserem Leben aufmerksam machen.

Der Film handelt von Berfé und Jiyan. Die Suche nach einer Waffe, um den Vater von den türkischen Polizeikräften wieder freizubekommen, führt die beiden auf einen langen Fußmarsch durch die atemberaubende kurdische Bergwelt – zuerst zu Verwandten, dann weiter ins Ungewisse. Berfé beweist auf ihrer Reise Mut und Beharrlichkeit und Jiyan erfährt, was man in der Welt der Erwachsenen zum Überleben braucht. Großmutter und Enkelin begegnen traditionellen Geschichtenerzählern, werden Teil von deren Erzählungen und weben auch selbst am poetischen Ganzen dieses auf vielen Ebenen angelegten Films.

Die Auszeichnung für die beste Regie ging an den Franzosen Mathieu Amalric für seinen Film “La chambre bleu”, basierend auf dem gleichnamigen Roman von George Simenon. Den Preis für das beste Drehbuch erhielt die Italienerin Alice Rohrwacher für “Le meraviglie”, wo sie auch Regie führte. Der Südkoreaner Park Jungbum wurde als bester Schauspieler im Film “Alive” gekürt, während Negar Javaherian als beste Darstellerin für ihre Rolle im iranischen Beitrag “Melbourne” ausgezeichnet wurde. Im lateinamerikanischen Wettbewerb des Festivals setzte sich der brasilianische Film “Branco sai, preto fica” von Adirley Queirós durch.

Jahr für Jahr hat sich das Festival in Mar del Plata als eine bedeutende Ausstellung der Filmindustrie etabliert und ist heutzutage zu einem Muss für Filmemacher, Schauspieler, Produzenten und Filmliebhaber geworden. Mehr als 100 Freiwillige aus Mar del Plata und Umgebung haben an dem Festival, das 1954 zum ersten Mal stattfand, mitgewirkt. Fast täglich gab es Sonderprogramme, und die Ausstellung “29/60” im Foyer des “Teatro Auditorium” brachte Filmbegeisterte auf die Spuren der 60-jährigen Geschichte des Film-Festivals. Am Donnerstag konnten die Besucher Damián Szifróns neuesten Film und Argentiniens Beitrag für den Aulandsoscar “Relatos Salvajes” in einem Open-Air-Kino bewundern. Ganz großes Kino eben!

Foto:
Filme über Filme – das diesjährige Festival bot eine große Vielfalt.
(Foto: Michaela Ehammer)

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