Marielouise Alemann gestorben

Am Mittwoch starb die Pionierin der Filmkunst in Buenos Aires

Von Susanne Franz

marielouise2Sie war eine eine bedeutende Kulturschaffende, ehemalige Mitarbeiterin des Argentinischen Tageblatts und die zweite Ehefrau des damaligen Tageblatt-Direktors Ernesto T. Alemann: Im Alter von 87 Jahren ist am Mittwoch, dem 25. Februar 2015, Marielouise Alemann in Buenos Aires verstorben.

Aus dem Kulturleben der argentinischen Hauptstadt ist die einzigartige Persönlichkeit nicht wegzudenken: Sie machte sich als Theater- und Performance-Künstlerin sowie als Filmemacherin einen Namen. Die Pionierin der experimentellen Filmkunst kann als eine der Begründerinnen der Videokunst in Argentinien angesehen werden. Von 1979 bis 1985 war sie Programmdirektorin der Filmabteilung des Goethe-Instituts Buenos Aires.

Marielouise Alemann hatte Mut, und sie hatte Stil. Sie bestach nicht nur mit ihrer Schönheit und ihrer Eleganz, sondern vor allem durch ihre Intelligenz und scharfe Beobachtungsgabe, ihre Warmherzigkeit und ihren Sinn für Humor. Im vergangenen Jahr war sie gesundheitlich sehr angeschlagen und in ihrer geliebten Bewegungsfreiheit eingeschränkt gewesen. Vor einer Woche musste sie ins Krankenhaus eingeliefert werden, wo sie am Mittwochmorgen starb.

Marielouise war knapp über 20 Jahre alt, als sie nach Argentinien kam, um ihre Schwester zu besuchen. 1951 heiratete sie Ernesto T. Alemann, mit dem sie die gemeinsame Tochter Katja bekam.

Für das Tageblatt produzierte Marielouise u.a. die wegweisende farbige Wochenbeilage „Die Illustrierte“. Sie steuerte dafür die Fotografien für Titel und Inhalt bei und interviewte in einem glamourösen Rahmen die Damen und jungen Frauen der deutschen Gemeinschaft. Als Filmkritikerin reiste Marielouise Alemann auf die wichtigsten Filmfestivals der Welt und berichtete darüber. Die Filmfanatikerin und -kennerin pflegte Freundschaften mit Regisseuren wie Werner Herzog oder dem verstorbenen Werner Schröter.

Marielouise schrieb außerdem Berichte von ihren zahlreichen Reisen, die sie zum Beispiel durch fast alle Wüstenlandschaften der Welt führten, und bereicherte die Zeitung mit gesellschaftlichen und philosophischen Texten. Mit Butoh, dem japanischen Tanz der Hoffnung, beschäftigte sich Marielouise Alemann besonders stark, er war der ideale Ausdruck ihrer Ideenwelt. Der Kampf zwischen unsterblicher Seele und sterblichem Körper wird in dem langsamen, meditativen Tanz dargestellt, in dem sich der Tänzer ohne Unterbrechung fortbewegt, als Symbol für die (Lebens-)Reise, auf der der Mensch sich befindet. Nun hat Marielouise ihre letzte Reise angetreten. Sie hinterlässt ihre Tochter, die Künstlerin Katja Alemann, ihre geliebten Enkel Tadeo und Luna, und viele Freunde und Fans.

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