Abenteuer eines Kleinen

Club Atlético Huracán spielt in der Copa Libertadores

Von Andreas Babst

Miguel Suarez, Lucas Villarruel
Irgendwie ist an diesem Mittwochabend alles ein bisschen grösser. Nicht gross, aber grösser. Der Club Atlético Huracán spielt in der Copa Libertadores gegen Universitario de Sucre. Südamerikas Fussballklubs sind wieder zu Gast im Viertel Parque Patricio, im Süden von Buenos Aires, beim Aufsteiger, beim Cup-Sieger.

Huracán ist nicht Boca Juniors oder River Plate. In das Stadion Tomás Adolfo Ducó verirren sich keine Touristengruppen. Eigentlich verirren sich überhaupt nicht viele Zuschauer ins Stadion. Nur die Stehplätze sind immer gut gefüllt, von den altmodischen Beton-Sitzen auf den Haupttribünen bleiben viele leer – ausser eben es ist Copa Libertadores. Wer kommt, lebt um die Ecke: Vor Spielbeginn öffnen sich die Haustüren im Viertel und kleine Gruppen in weiss-roten Trikots bewegen sich zum Stadion. Die Tribüne ist der Treffpunkt, man kennt sich: Der Mann hinter dem Grill kennt wird mit Namen begrüsst, die Verkäuferin mit den gebrannten Mandeln hält in jeder Sitzreihe für einen kurzen Schwatz.

Noch vor einem Jahr spielte der Klub in der zweiten argentinischen Liga. Der Aufstieg gelang nur, weil die oberste Liga vergrössert wurde und sich dort in dieser Saison 30 Mannschaften messen statt wie früher 20. Und doch hat er es geschafft, einen der beiden argentinischen Cupwettbewerbe zu gewinnen. Und weil der Sieger des anderen Cup-Wettbewerbs, River Plate, bereits über die Liga für den Copa Libertadores qualifiziert war, rückte Huracán nach. Nach 41 Jahren Abwesenheit von der internationalen Bühne.

“Dieses Turnier zu spielen, da geht ein Traum in Erfüllung. Wenn du aufs Feld trittst und das Cup-Logo auf dem Dress hast, das ist Wahnsinn”m sagte Ramón Darío Abila jüngst im einem Interview. Der bullige Stürmer ist bester Torschütze des Klubs. Vergangenes Jahr, wenige Monate nach seiner Ankunft in Buenos Aires, hatte ihn die argentnische Trainer-Legende Carlos Bianchi als “dicklich” bezeichnet. Jetzt ist er Publikumsliebling und der wohl vielversprechendste Spieler des Huracáns. Er ist Symbol für den Aufstieg des Klubs – von anderen dauernd unterschätzt, jetzt doch oben angekommen.

Auch an diesem Mittwochabend gegen Sucre trifft Abila: alleine vor dem Torwart lässt er ihm keine Chance, 34. Minute, 1:0 Huracán. Nur sechs Minuten später gleicht Sucre aus. Weil sich die Bolivianter anschliessend auf theatralisches Herumwälzen und Zeitschinden konzentrieren, bleibt es bei diesem Resultat, trotz spielerischer Überlegenheit der Gastgeber. Das Remis fühlt sich wie eine Niederlage an; es ist bereits das Vierte im vierten Gruppenspiel. Zwar fehlen noch zwei Begegnungen, doch ein Weiterkommen wird schwierig, weil der nächste Gegner der Gruppenleader Cruzeiro Belo Horizonte aus Brasilien ist. “Es geht weiter, noch ist nichts entschieden”, sagte Hurracán-Trainer Néstor Apuzzo nach der Partie.

Das muss er sagen. Eigentlich ist bereits alles entschieden und der Copa Libertadores bleibt wohl ein kurzes Abenteuer für den kleinen Klub im Süden von Buenos Aires. Jetzt geht es wieder um den Ligaerhalt, dort ist Huracán momentan 24. Irgendwann soll es wieder für die oberen Plätze reichen, die für die Teilnahme am Libertadores berechtigen. Irgendwann bald, nicht erst in 41 Jahren.

Argentina Bolivia Soccer Copa Libertadores

Fotos von oben nach unten:
Auf dem Platz ringen die Spieler…

…auf den Rängen singen die Fans.

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