Das war BAFICI 2015

| Film / Cine | 29/4/15 | 0 comentarios

Die Gewinner, die Stars und die Fakten

Von Michaela Ehammer

bafici
Glamouröse Filme, jede Menge nationaler und internationaler Stars und stetes Blitzlichtgewitter der Fotografen – so wie es die Filmhochburg Hollywood jeden Tag erlebt, war auch Argentiniens Hauptstadt Buenos Aires 11 Tage lang im Festival- und Filmfieber gefangen. Doch jetzt ist der Marathon und Wettbewerb der Filme vorbei. Das Resultat kann sich sehen lassen:

1172 Funktionen in diversen Veranstaltungssälen, 10 Open-Air-Veranstaltungen im Anfiteatro des Parque Centenario, spezielle Gratis-Veranstaltungen, 35 Gespräche mit Regisseuren, Schauspielern und anderen Persönlichkeiten, mehrere Diskussionsforen, 5 Ausstellungen rund um die Welt der Filme und des Kinos und Besuche internationaler Größen und solcher, die sich durch das Festival einen Namen machen konnten.

140 internationale eingeladene Gäste, darunter Schauspielerin Isabelle Huppert und Filmregisseurin Pascale Ferran, beide aus dem Gastland Frankreich, sowie Robert Trujillo, Bassist der weltweit bekannten US-amerikanischen Metalband “Metallica”, neben weiteren zahlreichen Gästen nahmen gemeinsam mit 380.000 Kinobesuchern, die für eine Auslastung von 85% sorgten, an der 17. Edition des “Buenos Aires Festival Internacional de Cine Independiente” teil, um einige der über 400 Filme aus insgesamt 37 Ländern zu bewundern und zu bestaunen.

Ein ganz besonderes Highlight waren auch die 10 deutschprachigen Beiträge aus der wilden, starken und glanzvollen Ära während der Weimarer Republik (1918-1933). Geprägt von der Wirtschaftskrise blühte das kulturelle Interesse in dieser Zeit jedoch enorm auf. Fritz Lang mit seinen “Dr. Mabuse”-Filmen ist nur eines von vielen Beispielen aus dieser aufstrebenden Zeit und bis heute noch gilt der Weimar-Zyklus als eine der bedeutendsten deutschsprachigen Filmepochen.

Neben zahlreichen filmischen Highlights sorgten auch Live-Konzerte, wie etwa von Karin Lechner und Natasha Binder im Teatro Colón, für kulturelle Abwechslung und rundeten so das umfangreiche BAFICI-Angebot ab. Die beiden Pianistinnen sind gleichzeitig auch jene Protagonisten des Schlussfilms “La Calle de los Pianistas” vom argentinischen Regisseur Mariano Nante, der uns einen Einblick in das ruhmreiche Leben einer Musikerfamilie um den berühmten Antonio De Raco gewährte.

Und vergangenen Freitag wurden dann die strahlenden Sieger gekürt, einige davon sind: “Court” vom indischen Regisseur Chaitanya Tamhane, der sich in der Kategorie “Bester internationaler Film” gegen seine 17 Konkurrenten durchsetzen konnte. Ein Drama aus dem Jahre 2014, das die Geschichte eines Folksängers erzählt, der auf der Anklagebank sitzt, da er in seinen Liedern Menschen zum Selbstmord zu bewegen versucht. Der Preis für den besten Regisseur in der gleichen Kategorie ging an den Israeli Nadav Lapid für seinen Film “The Kindergarten Teacher”.

“Bester argentinischer Film” darf sich der Beitrag “La Princesa de Francia” von Matías Piñeiro nennen, als “Bester Regisseur” in derselben Kategorie wurde José Celestino Campusano für seinen Film “Placer y Martirio” ausgezeichnet. Der Film “Idilio” von Nicolás Aponte Aragón Gutter erhielt eine spezielle Erwähnung. Sein Film erzählt in überaus witzigen und fesselnden Dialogen von den unzähligen Phasen der Liebe: Vom heiteren Verliebtsein über vergossene Tränen bis hin zum totalen Herz-Schmerz-Ende. Der Schwarz-Weiß-Effekt und die präzise gewählten Nahaufnahmen der Protagonisten, welche zu 95 % aus einer einzigen Schauspielerin bestehen, sowie die ausdrucksstarke Musik verleihen dem Film eine ganz persönliche Note. Eine Geschichte über die Sonnenseiten und das Leiden der Liebe, mit denen sich wohl ein jeder von uns zumindest einmal im Leben schon identifizieren konnte und die vielleicht gerade deshalb so viel Anklang beim Publikum fand.

“Over the Years” vom Österreicher Nikolaus Geyrhalter gewann den Preis “Bester Film – Kategorie Menschenrechte”. Eine über 3-stündige Dokumentation mit Schauplatz Schrems in Niederösterreich erzählt von einer Textilfabrik, die auf eine lange Geschichte zurückblickt, jedoch seit Jahren gegen den drohenden Konkurs ankämpft. Der Dokumentarfilm zeigt die Entwicklungen über einen Zeitraum von über zehn Jahren und schildert dabei das Schicksal einzelner Arbeiter: das ungewisse Arbeiten zwischen Hoffen, Bangen und Warten, das sich bald schon als eine Art Normalität erweist. Manche verlieren ihre Jobs, manche von ihnen finden neue Arbeit, aber allen ist bewusst, dass sie in einem Industriezweig arbeiten, der endgültig zu verschwinden droht.

Aber auch das Publikum konnte für seine Lieblingsfilme mitvoten. So wurde der Publikumspreis an die Filme “Theeb” von Naji Abu Nowar (Bester Ausländischer Film), “Poner al Rock de Moda” von Santiago Charriere (Bester argentinischer Film) und “Astérix et le domaine des dieux” von Alexandre Astier und Louis Clichy (Bester BAFICITO-Beitrag) vergeben.

Das Festival “BAFICI” hat sich seit seiner Premiere 1999 zu einem jährlichen Fixpunkt für Kinobegeisterte etabliert und ist Jahr für Jahr ein großes Stück durch die Liebe und Leidenschaft der zahlreichen Filmliebhaber gewachsen. Menschen aus der ganzen Welt vereinen sich, um für ein paar Stunden gemeinsam zu lachen, weinen, träumen, staunen und nachzudenken. Ganz nach den Worten Steven Spielbergs, der sagt, das Kino sei ein Vorwand, sein eigenes Leben ein paar Stunden lang zu verlassen. Und so wird Argentiniens Hauptstadt auch im nächsten Jahr wieder in ein Meer aus Blitzlichtern eintauchen, von zahlreichen filmischen Größen überströmt werden, und es wird heißen: Klappe zu, Vorhang auf, Film ab!

Foto:
11 Tage Filmfieber: BAFICI war ein voller Erfolg.
(Foto: Michaela Ehammer)

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